Interview über Apfelernte: „Man braucht den Einzelhandel“
Im Bereich Werder sind die Obstbauflächen in letzter Zeit extrem zurückgegangen. Ihre Havelfrucht GmbH gehört zu den wenigen Unternehmen der Region, die expandieren.
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Im Bereich Werder sind die Obstbauflächen in letzter Zeit extrem zurückgegangen. Ihre Havelfrucht GmbH gehört zu den wenigen Unternehmen der Region, die expandieren. Wie machen Sie das?
Die kleinen Obsthöfe und Direktvermarkter in Werder sind sicherlich wichtig und haben ihre Daseinsberechtigung. Wenn man aber über eine bestimmte Größenordnung hinaus produzieren möchte, braucht man den Lebensmitteleinzelhandel. Das ist dann eine andere Liga, was Themen wie Qualitätssicherung, Mengen und Zertifizierung anbelangt. Sich diesen Strukturen zu unterwerfen setzt voraus, dass man eine entsprechende Größenordnung erreicht. Das war die Idee hinter der Havelfrucht GmbH und das hat sich bewährt.
Viele märkische Obstbauern schauen nach Märkisch-Oderland, wo die Südtiroler BB Obst in Altlandsberg seit der Wende eine Erfolgsgeschichte hingelegt hat und von derselben Fläche oft dreifache Obsterträge holt. Ist so was in Werder denkbar?
BB ist Mitglied einer Erzeugerorganisation und hat dadurch die Möglichkeit, an EU-Förderprogrammen teilzunehmen. Das gibt Spielraum bei Investitionen, dementsprechend kann man dann auch mehr Fläche und Erträge generieren. Wir haben als Werder-Frucht-Gruppe mit Havelfrucht vor einigen Jahren ähnliches begonnen, sind heute Mitglied der Erzeugerorganisation ,Mecklenburger Ernte’, und können diese Fördermöglichkeiten auch nutzen. Das versetzt uns etwas verspätet in dieselbe Lage wie BB Obst.
Was ist noch zu erwarten von Havelfrucht auf der Glindower Platte?
Wir werden in den nächsten Jahren einiges investieren, wir denken da pro Jahr an eine Größenordnung von sechs bis acht Hektar neuer Obstertragsflächen.
Es war heute beim Erntestart von den Einzelhandelspreisen die Rede, die wegen des Russlandembargos im Keller sind. Wie wirkt sich das auf die Havelfrucht aus?
Der Einzelhandel, speziell die Vollsortimenter, schätzen unsere Regionalität. Insofern hat man sich in der letzten Saison, die schwer für uns war, fair verhalten. Wir konnten, wenn auch zu erheblich niedrigeren Preisen, unser Mengenvolumen komplett vermarkten und sind nach den bisherigen Absprachen guter Hoffnung, dass das auch in dieser Saison bei hoffentlich besseren Preisen klappt.
Das Interview führte Henry Klix
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