Potsdam-Mittelmark: Mandat zum Einmischen Erika Haenel verlässt Gemeindevertretung
Nuthetal - Annerose Hamisch-Fischer hätte nicht gedacht, dass dies passiert: Erika Haenel, Urgestein der Ortspolitik in Bergholz-Rehbrücke, hört auf. 16 Jahre saß sie im Gemeindeparlament, jetzt hat sie ihr Mandat abgegeben.
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Nuthetal - Annerose Hamisch-Fischer hätte nicht gedacht, dass dies passiert: Erika Haenel, Urgestein der Ortspolitik in Bergholz-Rehbrücke, hört auf. 16 Jahre saß sie im Gemeindeparlament, jetzt hat sie ihr Mandat abgegeben. „Das ist eine Überraschung“, gestand Ortsbürgermeisterin Hamisch-Fischer am Dienstagabend.
Erika Haenel indes meint, ihren Schritt nicht rechtfertigen zu müssen. „Es ist der richtige Zeitpunkt“, sagt die 74-Jährige. Als kritischer Geist, der ständig hinterfragte, monierte, verbesserte, hat sie das Feld für ihren Abgang selbst bereitet. Und die Saat ist aufgegangen: Die Arbeitsqualität der Gemeindevertretung habe sich derart verbessert, „dass ich beruhigt zurücktreten kann,“ befindet sie. Sie habe Mitstreiter gefunden, die ihre Ansichten zum Wohl der Gemeinde teilen. Dazu gehört Elvira Schmidt, die ihren Platz in der Abgeordnetenreihe einnimmt. Als Agenda-Streiterin und Sachkundige im Kreistag sei Schmidt eine würdige Nachfolgerin. „Sie ist kein Ersatz, sondern ein Gewinn“, lobt Erika Haenel.
Es waren keine einfachen Jahre für Haenel und ihre Gegenüber. Ihre Beharrlichkeit war „nicht immer leicht für die Verwaltung und die Gemeindevertretung“, bilanzierte Ortsbürgermeisterin Hamisch-Fischer. Es gab keine Unterlage, die Haenel nicht ernst genommen und hinterfragt habe. Sie hat auf Schwachpunkte und Defizite hingewiesen, mitunter deutlich und unmissverständlich.
Die Sorge um den beschaulichen Charakter von Bergholz-Rehbrücke ließ Erika Haenel nach der Wende politisch aktiv werden. Baulichem Übermaß und Unverträglichkeit sagte sie den Kampf an. Als politische Streiterin und kritische Autorin im „Nutheboten“ setzte sie Akzente. Man warf ihr eine gewisse Befangenheit vor – als politische Akteurin sei man nicht frei für kritischen Journalismus. Sollte dies je eine Last gewesen sein – seit Dienstag trägt Haenel sie nicht mehr. „Jetzt bin ich für den Nutheboten noch unabhängiger und kann das Geschehen in der Gemeinde noch kritischer betrachten.“ Eine sanfte Drohgebärde einer engagierten Frau, die für ihren Einsatz für das Gemeinwohl 2003 das Bundesverdienstkreuz bekam. Den kritischen Geist, den die Veränderungen, die Herausforderungen und auch die Gefahren der 90er Jahre hervorrief, wird Bergholz-Rehbrücke nicht los: Erika Haenel wird sich weiter einmischen. Das Mandat dafür hat sie sich in den vergangenen 16 Jahren erworben. pek
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