Potsdam-Mittelmark: Märchenhafte Nieplitz
18 Teilnehmer des Badewannenrennens interpretierten Grimm & Co
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Beelitz - Regattafieber an der Nieplitz! Tausende strömten Sonntagnachmittag mit Klappstühlen, Decken und Picknickkörben zum Badewannenrennen. Manchem der selbst gebauten Wannenschiffe traute man nur eine Bewegungsrichtung zu: steil abwärts. Tatsächlich waren bereits am Vorabend zwei Wannen abgedriftet, und auch die „Wolfskins“, die als erste an den Start gingen, schienen dem Untergang nah. Doch ein Außenborder brachte das Gefährt wieder auf Kurs.
18 Mannschaften waren diesmal dem Aufruf des Beelitzer Badewannenrennvereins gefolgt, und am Start konnten die originellen Wannenkähne ausgiebig bestaunt werden. Einige waren „einfach märchenhaft“ – so lautete auch das diesjährige Motto. Und wieder waren die verschiedensten Schikanen an der 400 Meter langen Kampfstrecke aufgebaut.
Ob beim Wasserballstechen oder am Drachenschlund hieß es: Gleichgewicht halten! Beim Versuch einen Frosch mit Tennisbällen zu füttern war das Publikum von manchem Wurf unmittelbar betroffen. Schweiß tropfte von mancher Stirn, als es galt, einen Wal zu umrunden – was allerdings die verwegenen Burschen in der „Löbauer Burgquell“-Wanne total ignorierten. Sie waren beständig damit beschäftigt, firmeneigenen Treibstoff nachzutanken.
Sieger wurden in diesem Jahr Gäste aus Friedersdorf (Sachsen) mit ihrer „Spreegurke“. Und der Beelitzer Robert König schaffte beim anschließenden „Wannenrennen ohne Stöpsel“ die weiteste Strecke mit 18 Metern. Er setzte sich damit zum dritten Mal stöpsellos an die Spitze.
Aber auch andere Wannenmatrosen konnten sich sehen lassen, wie die Nieplitzhasen, die das Märchen „Frau Holle“ präsentierten: Goldmarie musste nur ab und zu ein Kissen schütteln, während sich Frau Holle und die Pechmarie in die Riemen legten. Ähnlich frei waren andere Märcheninterpretationen: Die „Geilen Zwerge“ pflügten ohne Schneewittchen durchs Wasser und zwei Mitarbeiter der eon.edis waren als „Stromkäppchen und der Wolf“ getarnt auf Muskelkräfte angewiesen. Mit Schneeschiebern paddelten derweil die Spreemiezen aus dem 300 Kilometer entfernten Friedersdorf davon.
In Dreierreihe schipperten die Silversurfer mit einer Bootsbreite von 3,20 Meter durch die Nieplitz-Enge. Etwa 100 Stunden hatten sie in einer Garage an ihrem Boot gebaut, jedes Fahrzeug bleibt bis kurz vor dem Start ein Geheimnis.
Auch die Zeppeliner, die zwei Wannen mittels Schraubzwinge zusammen setzten, werkelten zwei Wochen im Geheimen. Ihre „MS Steuermärchen“ spielte auf die 19 Prozent an, mit der die Bundesregierung ihre Bürger im nächsten Jahr beglücken will. Grimm mal anders: Richtig dicht war ihre Wanne nicht, weshalb Kapitän Hansi Schickendanz einige Kannen Nieplitzwasser ausschöpfen musste. Wenig Hoffnung hegt er, dass er sein Seefahrzeug beim Fiskus absetzbar sein kann. Aber wie im wirklichen Leben kommt es ja auf den Spaß an. Und so erwogen einige unter den Zuschauern, ihre Gartenwanne für das nächste Rennen fit zu machen.
Kirsten Graulich
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