KulTOUR: Marmorsegel und Vogelmenschen
Kreuz und quer auf der Caputher KunstTour zu 16 Stationen
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Schwielowsee - Zur diesjährigen KunstTour hält das Kulturforum Schwielowsee für den interessierten Gast Capuths einen richtigen Routenplan bereit. Er reichte vom Ortsausgang Richtung Ferch über Berge und Ortskern bis an das Schloss heran, um dann weit draußen in der Seestraße zu enden. 16 Stationen, 26 Künstler sind auch am kommenden Wochenende noch einmal auf Besuch eingestellt. Wer diese Tour am vergangenen Sonntag machte, der weiß, wie fruchtbar Gespräche mit ihnen sein können, vor der Kunst begegnet man ja immer dem Menschen.
Aber man musste dem gut durchdachten Plan ja nicht folgen, man konnte auch kreuz oder quer gehen. Zu Christine Sophie Bloess“ „Kreuz-Installation“ in der Stüler-Kirche etwa, wo man bildhaft erfuhr, wie sich heutzutage die sieben gutchristlichen Tugenden allesamt in Sünden und Laster verkehrt haben. Linkerhand zeigt Brigitte Bailer nach Art einer Passion die „14 Leidensstationen der heutigen Gesellschaft“, eine Wand-Installation. So vorbereitet, kann man seine weiteren Wege nun wählen.
Geht man zu Nicola Berner, so wird man mit hellen Ölbildern („Landschaften“) belohnt, die sich mit dem Horizont zwischen Himmel und Wasser beschäftigen, hübsche Arbeiten, lebte sie doch viele Jahre in Spanien mediterran. Ihr Gast ist der Bildhauer Michael M. Heyers, schon bei ProArte mit originellen Arbeiten in Erscheinung getreten. Auf der Wiese hinterm Haus sieht man ein filigranes Blähsegel aus Marmor, den drehbaren Kompass gleichen Materials, den „Schattenmann“ sowie vier futuristische Wohntürme aus Lindenholz, sogar „Glücksinseln“ findet man hier, Zeichen der Ferne, suchende Harmonie. Offene Gärten kommen in diesem Jahr dazu.
Bei „Zagora“ wird man mit strengen Bildern an der Garageneinfahrt begrüßt, blatt loses Baumwerk vor Seen und Gebirge von Gastgeber Birger Warmuth. Gleichfalls Open Air arrangierte die Berlinerin Rachel Cohn hochgebrannte Keramikplastiken zum Thema „Familie“: Raufereien der Schwestern, zerbrochene Achsen mit Rädern aus dem Kinderzimmer, eine Treppe ins Nichts, alles in künstlerischer Stellvertretung für das Figürliche. Gute Sachen.
Ganz am Ende des Ortes hat sich das Atelier Malkin Posorski erstmals an der Tour beteiligt. Ausgestellt sind etliche Toscanalandschaften, „japanische" Rollbilder mit Schwielowsee-Motiv, doch geben die vielen Kleinskulpturen mit Titeln wie „Das unsichtbare Ganze“ oder „Der kleine Angriff“ vielleicht etwas mehr von der Künstlerin preis. Im Gildehaus findet man die neuen Stile der Kunst, farbsatte Malerei des gebürtigen Caputhers Bruno JoD und von Jens Steinberg, welcher offenbar im Vogel den Menschen erkennt, im Menschen den Vogel, hübsch.
Besucherfreundlich auch dieses Jahr die Kunstremise am Schloss, wieder mit Arbeiten der in Sambia geborenen Malerin Melanie Haape, afrikanisches Flair, aber man darf auch vier echte Picassos (Leihgaben) bewundern. Hier sollte man sich die so eleganten wie filigranen Metallskulpturen von Michael Ernst im Garten nicht entgehen lassen, Malerei auch von Alexandra Weidmann, toll. Nebenan gediegene Bildhauerarbeiten im historischen Ambiente, Tour-Debütant Manfred Max Bonewitz präsentiert sie im Hof des Heimathauses.
Ein Erfolg für das Kulturforum. Man kann diese KunstTour am nächsten Wochenende noch einmal gehen, kreuz oder quer, es gibt ja noch mehr Stationen.
KunstTour Caputh: 13. und 14. September von 14 bis 18 Uhr
Gerold Paul
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