Potsdam-Mittelmark: Massenhaft Fahrscheine gefälscht und verkauft
Bewährungsstrafen für drei Teltower wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Hehlerei
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Teltow – Der Teltower Busfahrer Lothar L.* (46) besorgte die Blanko-Fahrscheinrollen. Seine Ex-Geliebte Michaela M.* (28) verwandelte sie per Computer in täuschend echt aussehende Monats-Tickets, die bei Freunden und Bekannten reißenden Absatz fanden, und die diese auch gewinnbringend weiterveräußerten. Eine derartige Karte der Havelbus-Verkehrsgesellschaft (HVG), bei der Lothar L. angestellt war, kostet normalerweise 88,50 Euro. Küchenhilfe Michaela M. verkaufte die Fahrscheine zwischen Mai 2008 und Juli 2010 allerdings für 15,50 Euro, später für 20,50 Euro. Den Erlös teilte sich das Duo. Lothar L. bestritt davon auch den Unterhalt für die beiden Kinder, die er mit Michaela M. hat.
Das für die Fälschung notwendige Computerprogramm und einen Thermo-Drucker soll Adrian A.* (33) zur Verfügung gestellt haben. Als er nach Hamburg zog, seinen Drucker mitnahm, sparte das Paar, bestellte sich einen neuen und machte munter weiter. Irgendwann stieß Stefan S.* – ebenfalls aus Teltow – zu den beiden. Glaubt man dem Koch, dann wollte er seinen Freunden nur einen Gefallen tun. Finanziell habe er von den Fälschungen nicht profitiert. Insgesamt sollen mindestens 1623 falsche Tickets in Umlauf gelangt sein. Der Havelbus-Verkehrsgesellschaft soll ein Schaden von 143 635 Euro entstanden sein.
Während der Verhandlung vor dem Schöffengericht am Mittwoch zeigten sich Lothar L., Michaela M. und Stefan S. – alles bislang nicht vorbestraft – geständig. Adrian A. kollidierte bereits mehrfach mit dem Gesetz, unter anderem wegen Betrügereien. Er betonte, mit den Fälschungen nichts zu tun zu haben. Das Gericht glaubte ihm nicht, stellte sein Verfahren aber im Hinblick auf eine kürzlich ergangene Bewährungsstrafe des Amtsgerichts Hamburg ein.
Busfahrer Lothar L. wurde wegen Betruges im besonders schweren Fall und Urkundenfälschung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung, verurteilt. Michaela M. erhielt wegen Urkundenfälschung und Hehlerei ebenfalls eine zweijährige Freiheitsstrafe. Auch sie muss sich drei Jahre lang bewähren. Stefan S. – sein Tatbeitrag war am geringsten – kam mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung davon. Er muss sich zwei Jahre straffrei führen.
„Mich werden Sie hier bestimmt nicht wiedersehen“, beteuerte Stefan S. „Ich habe erst durch die die Gespräche mit meinem Anwalt realisiert, was ich da getan habe. Ich war blauäugig. Aber ich wollte Lothar und Michaela nur helfen.“
Während der über fünfstündigen Verhandlung erzählte der Teltower: „Einmal passte ich auf die kleine Tochter von Michaela auf. Da klingelte es an der Tür. Als ich öffnete, stand ein Mann davor. Der setzte sofort seinen Fuß in den Flur und drohte, Michaela möge gut auf ihre Kinder aufpassen.“ Der Mann war Käufer einer gefälschten Fahrkarte. Er wurde erwischt und ermittelte zunächst auf eigene Faust.
Am 30. November 2010 gab es eine Hausdurchsuchung bei dem Fälscherquartett. Am 1. Dezember wurde Lothar L. von seinem Arbeitgeber entlassen. Er fährt jetzt Behindertentransporte, verdient nun weniger als bei der HVG. Die hat ihm einen Brief geschrieben und Zivilklage angekündigt. „Ich habe oft darüber nachgedacht aufzuhören. Aber es war zu verlockend, so schnell Geld zu verdienen“, sagte Michaela M. (*Namen geändert.) Hoga
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