
© Timur Emek/ddp
Von Peter Könnicke: Mauer mit Kirschblütenallee
Neues Mahnmal: Teltow Gallery erinnert an die einstige deutsch-deutsche Grenze
Stand:
Teltow - Am 14. November 1989 war Klaus Ulbrich einer der Ersten, der von der Lichterfelder Allee in Teltow durch die gerade geöffnete Mauer nach Berlin-Steglitz fuhr. Zuvor hatte er an der Beleuchtung der provisorisch geschaffenen Grenzübergangsstelle mitgearbeitet. Am Samstag, auf den Tag genau 20 Jahre später, stand Ulbrich an gleicher Stelle: eine Zeitung unterm Arm, die die damaligen Ereignisse und ein Foto von ihm zeigt. Damals war er hier, weil die Mauer abgebaut wurde. Heute ist er gekommen, weil zwei Segmente des Betonwalls für die „Teltow Gallery“ wieder aufgestellt werden.
Es sei wichtig, dass die Erinnerungen an die Mauer und den Tag ihrer Öffnung konserviert werden, betonte Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Daher hat die Stadt insgesamt sechs originale Mauer-Segmente, die auf dem Gelände einer Baustofffirma am Teltowkanal lagern, künstlerisch gestalten lassen. Unter Federführung der Potsdamer Veranstaltungsagentur „brando“ wurde die Realisierung des Projektes an Auszubildende des Potsdamer Oberstufenzentrums übertragen. Diese akquirierten Künstler aus Berlin und Brandenburg, die die Idee der „Teltow Gallery“ mit Bildern und Graffiti umsetzen.
Zwei der Segmente stehen jetzt an der Lichterfelder Allee direkt an der Berliner Stadtgrenze. Im Unterschied zu früher unterbrechen sie den Straßenverlauf nicht, sie begleiten ihn. So sind im Vorbeifahren die Motive zu erkennen. Neuntklässler des Teltower Emanuel-Kant-Gymnasiums malten auf die eine Seite des Mauerstücks einen Bus der Linie X10, der über die Knesebeckbrücke den Teltowkanal überquert, der einst trennte und heute verbindet. „Vor so einem einzelnen Teil zu stehen und es zu bemalen, war gar nicht so etwas Besonderes“, erzählte der 14-jährige Marius Block. „Aber die Vorstellung, dass sich das kilometerweit aneinandergereiht hat, ist krass.“
Auf dem zweiten Mauerteil haben Schüler der Jugendkunstschule unter Anleitung des Teltower Malers Hans-Jürgen Brauer die örtliche Andreaskirche im Scheinwerferlicht eines Grenzturms gemalt. So habe er dieses Schattenspiel in Erinnerung, sagte Brauer. Nebeneinander gestellt zeigen beide Motive einen Ausschnitt der deutsch-deutschen Geschichte: die Jahre der Teilung und die Wiedervereinigung.
„Wichtige Bruchstücke, die dafür sorgen, dass Geschichte nicht vergessen wird“, nannte Norbert Knopp, Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf (CDU), die beiden Mauerteile. Sie markieren zudem den Beginn der Japanischen Kirschblütenallee entlang des ehemaligen Grenzstreifens. Aus Freude über den Mauerfall initiierte die TV Asahi Group vor mehr als 15 Jahren in Japan eine Spendenaktion und ließ 9000 Kirschbäume entlang des früheren Grenzverlaufes pflanzen. Ein Vertreter der Asahi Group nannte das Aufstellen der Mauerteile am Samstag einen anschaulichen Beitrag zur Geschichte des Ortes. Und es sei eine wichtige Symbolik, wenn in jedem Frühjahr die Mauerstücke von Kirschblüten umsäumt werden. Es sei wichtig, an Mauer und Blütenträume zu erinnern.ddp
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