
© Peter Kosfeld/ddp
Von Peter Könnicke: Mauerkunst in Teltow
Nach dem Vorbild der „East Side Gallery“ erinnert die Stadt an den Mauerfall vor 20 Jahren
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Teltow - Der Titel verheißt Anspruchsvolles: „Teltow Gallery“ hat man die Idee genannt, zum 20. Jahrestag des Mauerfalls sechs Segmente der Berliner Mauer künstlerisch zu gestalten und dort aufzustellen, wo einst tatsächlich eine Betonwand die Grenze zwischen Ost und West – Teltow und Berlin-Zehlendorf – markierte. Ganz nach dem Vorbild der „East Side Gallery“ entlang der einstigen Grenze an der Berliner Spree. Die steinernen Relikte des Kalten Krieges lagern schon seit zwei Jahrzehnten auf dem Gelände der Baustofffirma Klösters am Teltower Stadtrand.
Der Vorgänger-Betrieb, die Volkseigenen Betonwerke Teltow, hatte die knapp vier Meter hohen und 3,5 Tonnen schweren Mauersegmente in seiner Produktionspalette und lieferte sie unter anderem nach Berlin zur Zementierung der deutschen Teilung. Nach ihrer Demontage wurden sie zum Teil zurück nach Teltow gebracht. „Es sind originale Mauerteile, die am Teltowkanal und in Falkensee standen“, sagt der heutige Klösters-Geschäftsführer Thomas Schmidt. Sein Unternehmen habe die Betonwände Anfang der 90er Jahre gekauft, eine Verwendung habe sich indes nie gefunden. Für die Idee der „Teltow Gallery“ stellt Klösters die Mauerteile nun der Stadt zur Verfügung.
Ihren Ursprung hatte die Idee in einem zunächst unverbindlichen Gedankenaustausch vor Jahresfrist. Damals sinnierten Teltows SPD-Bürgermeister Thomas Schmidt und der städtische Links-Fraktionschef Steffen Heller über eine Verwendung der bunt besprühten Mauerreste. Weitaus konkreter tauchte das Projekt dann Anfang dieses Jahres in der Konzeption für das „Fest ohne Grenzen“ auf, das zum Mauerfall-Jubiläum in Teltow gefeiert und von der Potsdamer Veranstaltungsagentur „brando“ im Auftrag der Stadt vorbereitet wird. Agentur-Chefin Stefanie Herfurth sah in den alten Mauerteilen eine anschauliche Kulisse für das Fest am 9. November und dauerhafte Erinnerungsstücke an die deutsch-deutsche Teilung. Die Agentur, die bei der Organisation von Veranstaltungen seit einigen Jahren Auszubildende des Potsdamer Oberstufenzentrums einbezieht, übertrug das Projekt der „Teltow Gallery“ angehenden Veranstaltungskaufleuten und Mediengestaltern. Diese akquirieren nun Künstler für die Gestaltung der sechs Mauerteile.
Neben Interessenten aus der regionalen Kunstszene haben sich bereits eine Schule sowie die Malerinnung gemeldet. Auch der international bekannte Maler Thierry Noir zeigte Interesse an dem Teltower Projekt. Der Franzose gehörte zu den 118 internationalen Künstlern, die im Frühjahr 1990 mit ihren Motiven auf der Berliner Mauer die „East Side Gallery“ schufen.
„Leider musste ich jetzt dem Teltower Projekt absagen“, bedauerte Noir jetzt auf Anfrage. Doch findet er das Vorhaben so interessant, dass er einige der damaligen Mauerkünstler empfiehlt. Noir selbst restauriert seinen vor 20 Jahren bemalten Mauerabschnitt „East Side Gallery“ – immerhin 32 Segmente.
Um die Idee der „Teltow Gallery“ auch politisch zu untersetzen, hatten die Linken, gefolgt von SPD und Grünen, vor der Sommerpause erfolgreich einen Antrag in das Teltower Stadtparlament eingebracht, die Mauerreste zu gestalten und dauerhaft aufzustellen. Auf die Frage, warum es ausgerechnet die Linken waren, die das Thema auf die Agenda setzten, anwortet Fraktionschef Heller: „Wir sind wesentlich breiter, jünger und moderner aufgestellt, als viele denken. Als „Linker, Jahrgang 1962“ gehe er unbefangen und ohne ideologische Scheuklappen mit der Thematik um. „Ich bin froh, dass die Mauer weg ist und finde gut, dass man sich daran erinnert und darüber spricht.“
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