Potsdam-Mittelmark: Mauerradweg in Gefahr
Geplanter Grundstücksverkauf sorgt für Aufregung in Teltow / Vertrag mit der Stadt kurzfristig kündbar
Stand:
Teltow – Ein Schild am Ufer des Teltowkanals sorgt derzeit für Aufregung. „Grundstück zu verkaufen“, steht darauf und darunter als Verkäufer die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Weil das Grundstück an der Paul-Gerhardt-Straße auch den Rad- und Wanderweg entlang des Teltowkanals tangiert, wurde die Offerte am Mittwoch in der Einwohnerfragestunde der Stadtverordnetenversammlung angesprochen. Anwohnerin Rosi Kaspers wollte wissen, ob die Stadt ein Vorkaufsrecht für das Grundstück habe. Sie hatte sich bereits bei der BImA erkundigt und dort erfahren, dass es zurzeit noch einen Nutzungsvertrag mit der Kommune gebe. Kaspers befürchtet nun, dass bei einem Verkauf des Grundstückes der Weg unterbrochen wird, der an den Nachbarbezirk Berlin-Steglitz angrenzt und ein Teilstück des Berliner Mauerradweges ist. Kämmerer Enrico Kasten sagte in der Sitzung, dass die Stadt ein Vorkaufsrecht besitze und auch bereits mit der BImA gesprochen habe. Deren Preisvorstellungen für das 10748 Quadratmeter große Grundstück würden sich jedoch auf einen sechsstelligen Betrag belaufen. Diese hohe Summe sei die Stadt nicht bereit zu zahlen, so Kasten. Die Gefahr, dass der Uferweg an dieser Stelle gekappt werde, sieht er jedoch nicht. Er vermutet: „Möglicherweise wird sich gar niemand finden, der dieses Grundstück kauft.“ Denn im Grünordnungsplan sei der Bereich dunkelgrün dargestellt, was bedeute, dass es sich um eine naturnahe Waldfläche handle und dort nicht gebaut werden könne.
Auf PNN-Nachfrage sagte indes Jürgen Dommel von BImA: „Es gibt bereits Interessenten, allerdings noch keine Gebote." Bis zum 15. April sollen die Kaufpreisangebote abgegeben werden. Aus dem Exposé des BImA geht hervor, dass es sich um ein Grundstück im Außenbereich handelt, dass außer einer nicht ausgebauten Anliegerstraße, über keine weitere Erschließung verfüge. In dem Dokument wird auch nicht verschwiegen, dass „das Verkaufsobjekt stark hügelig ist“. Käufer werden zudem darüber informiert, dass der Bund der Stadt Teltow auf vertraglicher Grundlage eine Wanderwegeverbindung zwischen Teltow-Seehof und Berlin Lichterfelde auf unbestimmte Zeit gestattete. „Der Vertrag ist jedoch ohne Angabe von Gründen mit einer Frist von 4 Wochen zum Monatsende kündbar“, heißt es in dem Exposé. Gegenüber den PNN sagte Kämmerer Kasten: „Wir wollten das Grundstück kaufen, aber nicht um jeden Preis. Zehn Euro pro Quadratmeter sind zuviel.“ Weitaus größere Probleme sieht Kasten bei zwei anderen Grundstücken, die in unmittelbarer Nähe parallel zur Max-Sabersky-Allee verlaufen und ebenfalls den Rad- und Wanderweg tangieren. Schon im vergangenen Jahr habe das Bauamt den Stadtverordneten empfohlen, für diesen Bereich einen B-Plan aufzulegen. Dazu konnten sie sich bislang nicht durchringen. Gegenwärtig ist der Bereich im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche dargestellt. Schwer wiege vor allem, dass der Wanderweg nicht gewidmet sei, sagte Kasten. Auf einem der Grundstücke stehen bereits Wochenendhäuser. Nach Auffassung der Kommunalaufsicht sind die Chancen der Stadt auf ein Vorkaufsrecht gering, wie aus einem Schreiben vom 19.März an die Stadt hervorgeht. Die Stadt will es trotzdem versuchen.Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: