Potsdam-Mittelmark: Mauschelei mit Orgelauftrag?
Schuke sauer über Neubauvergabe in Petzow
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Werder (Havel) - Wenn Matthias Schuke eine Ausschreibung verliert, sieht er das an sich sportlich. Was bei der Petzower Kirchenorgel passierte, bringt den Chef von Schuke Orgelbau in Werder allerdings auf die Palme: 160 000 Euro hat er für den Neubau geboten – und bekam im Oktober ein Schreiben aus Belzig, dass es nicht das wirtschaftlichste Angebot war. Vielmehr hätte die Mitteldeutsche Orgelbau GmbH aus Bad Liebenwerda 130 000 Euro geboten. Die konnte die traditionsreiche Firma in Werder für ein hochwertiges Instrument mit zehn Registern nicht kalkulieren.
Damit hatte es Schuke bewenden lassen, bis ihn die Polizei besuchte: Korruptionsermittler des Landeskriminalamtes befragten ihn zur Ausschreibung. Von den Polizisten erfuhr er, dass ein Briefumschlag mit 100 Euro über den Schreibtisch geschoben worden sein soll. Noch am Tag seiner Vernehmung, dem 13. April, schrieb Schuke einen Brief ans Landratsamt und bat aufgrund des Korruptionsverdachts gegen die Kollegen um eine erneute Ausschreibung des Auftrags in seiner Heimatkommune. Schuke hielt die Sache für eilig, Antwort hat er noch nicht.
Diese Woche wurde das nächste Register gezogen: Als Kulturministerin Martina Münch (SPD) am Donnerstag bei einer Kreisbereisung die Petzower Kirche besuchte, wurde sie von Landrat Wolfgang Blasig (SPD) auch über einen Orgelneubau im kreiseigenen Kirchbau informiert, der 200 000 Euro kosten solle – 25 000 mehr als veranschlagt, wie Blasig hinzufügte: Bei der Planung sei ein Podest vergessen worden. Schuke erfuhr davon aus einer Zeitung: Der Korruptionsvorwurf, die Mehrkosten, 100 Euro im Umschlag, das schweigsame Landratsamt: „Ich finde das merkwürdig.“ Der Landrat war gestern nicht zu erreichen, das LKA will den PNN am Dienstag Auskunft über den Ermittlungsstand geben.
Matthias Voigt, Geschäftsführer der Mitteldeutschen Orgelbau, widersprach gestern dem Eindruck, das gemauschelt wurde. „Es ist richtig, dass Positionen hinzugekommen sind, aber unsere Orgel wird unterm Strich 136 500 Euro kosten.“ Wenn Landrat Blasig von 200 000 spricht, rechne er wohl die Emporenverstärkung hinzu, die auch Schuke nicht gebaut hätte. Was die Ermittlungen angeht, sprach Voigt von „abstrusen Vorwürfen“. „Die Sache wurde ad acta gelegt, sonst hätten wir den Auftrag nicht bekommen.“ Der Vorwurf beziehe sich auf einen Zeitpunkt 14 Tage nach der Angebotsabgabe. „Was soll ich für ein Interesse haben, zu schummeln, wenn ich günstigster Bieter bin“, so Voigt, der sich nun sauer auf Schuke gibt. „Solche Bandagen waren in unserer Branche bislang nicht üblich.“ Henry Klix
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