Potsdam-Mittelmark: Mehr Bullerbü
Kinder aus Werder machen sich Gedanken über die Zukunft ihrer Stadt. Sie ersannen Erstaunliches
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Werder (Havel) - Pferde statt Autos – das wünschen sich die zehn Workshop-Teilnehmer, die am Freitagabend in der Stadtbibliothek die Ergebnisse ihres Projekts „Gebt den Kindern das Kommando“ präsentierten. Die Pferdepflicht gelte aber nicht nur für Werderaner, sondern auch für Durchreisende, erklärte ein Kind. Autos sollten demnach an der Stadtgrenze geparkt werden, wo man auch gleich aufs Pferd umsteigen könne. Diese ökologische Alternative könnte Autolärm verhindern, meinten die Kinder.
Die meisten Erwachsenen, die zur Präsentation gekommen waren, kicherten bei dieser Vorstellung, einige lächelten verlegen. Unbeirrt davon erläuterten die Schüler der Hagemeister-Grundschule die weiteren Maßnahmen für eine künftige Pferdestadt Werder, in der es an den Straßen Futterautomaten für die Tiere geben sollte, natürlich auch eine Pferdepension, „weil man ja auch mal in Urlaub fahren möchte“, wie ein Mädchen zu bedenken gab. Und am Rande der Havel würden die Pferde dann den Feierabend auf der Weide im knietiefen Gras verbringen.
Klingt nach Bullerbü – und in der Tat riet einst Autorin Astrid Lindgren jungen Weltveränderern: „Seid frech und wild und wunderbar.“
Diesen Leitspruch hatte Bibliothekarin Birgit Mücke den Kindern mit auf den Weg gegeben, als sie vor acht Wochen in das Projekt einstiegen. Sie sollten sich mit der Frage beschäftigten, was sie in ihrer Heimatstadt ändern würden, wenn sie „Chef“ von Werder (Havel) wären. Mehr als 40 Wünsche waren zusammengekommen, vier davon wurden für sogenannte Fotostorys ausgewählt. Darunter ein Schulthema, ein Wunder-Controller und die Neuschreibung der Spiderman-Geschichte. Birgit Mücke berichtete, dass es Spaß gemacht habe, der Fantasie der Kinder zu folgen. „Es gab schon ein solches Projekt im Vorjahr, aber da hielten sich die Kinder an die Einflüsterungen der Eltern und so wurden es Projekte zu Erwachsenenthemen, wie Therme und Bahnübergang.“
Den Kindern freie Hand zu lassen, darum ging es auch Sozialarbeiter Stephan Güthoff vom Verein Job e.V., der das Projekt begleitete. So lernten die Kinder Tablets zu bedienen, drehten kleine Filme und bearbeiteten Fotos. Werders Erster Beigeordneter Christian Große (CDU) hatte viel Spaß bei der Präsentation und spendete auch den ungewöhnlichen Vorschlägen Beifall. Besonders die Idee des Wunder-Controllers gefiel ihm, denn mit so einem Zauberding ließen sich viele Probleme schneller lösen, meinte er augenzwinkernd.
„Der echten Chefin haben wir unser Projekt auch schon vorgestellt“, erfuhren die Gäste der Präsentation. Einige Ideen habe Bürgermeisterin Manuela Saß für gut befunden, andere für nicht so gut, erzählten die Kinder. Vor allem die Pferdestadt hielt Saß für problematisch, schon der Pferdeäpfel wegen. Doch die Projektgruppe konnte auch diesen Hinterlassenschaften Positives abgewinnen: „Das ist doch prima Dünger für eine Kompostanlage“, meinten die Kinder. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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