
© Tobias Reichelt
Potsdam-Mittelmark: Mehr Busse, Strecken und Fahrgäste
Buskonzept für Region Teltow macht sich bezahlt, doch die Zukunft von Havelbus bleibt unsicher
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Region Teltow - Sie fahren und fahren und werden auch immer öfter genutzt. Seit drei Jahren sind in der Region Teltow deutlich mehr Busse unterwegs. Sie rollen auf neuen Strecken, stoppen an neuen Haltestellen und transportieren immer mehr Fahrgäste. Das TKS-Buskonzept macht sich bezahlt, so das vorläufige Fazit von Christian Knappe, Sprecher der Havelbus Verkehrsgesellschaft. Die Erlöse sind gestiegen, 27 Prozent mehr Fahrkarten wurden verkauft und die Zielmarke auf der Einnahmenseite wurde erreicht. Das sind gute Nachrichten, wäre da nicht die aktuelle Debatte um die mögliche Zerschlagung der Busgesellschaft und die Sorge, dass sich das auch auf das Angebot in der Region Teltow auswirken könnte.
Am Mittwochabend verliehen die Mitglieder der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft „Der Teltow“ (KAT) deshalb genau dieser Sorge neuen Nachdruck. Mehrere Politiker sprachen sich gegen eine Entflechtung des kommunalen Busunternehmens mit derzeit über 430 Mitarbeitern aus. Wie berichtet hatten die Kreistagsabgeordneten in Potsdam-Mittelmark beschlossen, den gemeinsamen Gesellschaftervertrag für das Busunternehmen mit dem Nachbarkreis Havelland zum Jahresende zu kündigen – man finanziere den Busverkehr in Havelland, hieß es damals zur Begründung.
Der Kleinmachnower Linken-Politiker Klaus-Jürgen Warnick forderte jetzt, alles zu unternehmen, die Zerschlagung zu verhindern. Eine entsprechende Hintertür haben auch schon die Kreistagsabgeordneten offen gelassen, indem sie für eine Fortsetzung der Verhandlungen mit Havelland votierten. Das müsse man nun nutzen. SPD-Politiker Jens Klocksin sprach von einer „abenteuerlichen Diskussion“ um die Gesellschaft. Der Gedanke, Havelbus zu zerschlagen, erschüttere ihn zutiefst. Statt zu schrumpfen, sollte das Unternehmen seine Partner binden und neue finden, zum Beispiel im nahen Potsdam.
Die Sorge, dass sich das Angebot in Teltow nach einer möglichen Havelbus-Zerschlagung verschlechtern könnte, wies der Landkreis indes in einem Schreiben an die KAT zurück. Auch bei Havelbus selbst gilt die Debatte als Spekulation, so Sprecher Knappe. Unabhängig davon stehe Havelbus zum TKS-Projekt. Es beweise, dass ein großes Busunternehmen in enger Kooperation mit den Kommunen vor Ort ein wirtschaftlich und infrastrukturell erfolgreiches Verkehrskonzept umsetzen könne.
Insgesamt 760 000 Euro fallen jährlich zusätzlich für das verbesserte Angebot in der Region an. Der Kreis übernimmt davon 380 000 Euro, die drei Kommunen je 127 000. Profitieren sollten Berufspendler und Schüler, so ist die Linie X1 seit Einführung des Konzepts im 20-Minuten-Takt unterwegs. Auch Fahrten nach Berlin wurden verstärkt, so auf den Linien 629, 623 und 620. Die vom Kern der Region weiter entfernten Ortsteile werden seitdem mit Rufbussen versorgt.
Havelbus-Sprecher Knappe verwies auf die guten Zahlen: Seit der Einführung vor drei Jahren seien die Erlöse aus den Fahrscheinverkäufen auf den Bussen beständig gestiegen – von rund 51 000 im ersten Quartal 2010 auf fast 80 000 Euro im ersten Quartal 2012.
Eine umfassende Evaluierung des Buskonzeptes sei in Arbeit. Im Juni soll es konkretere Zahlen geben. Schon jetzt lasse sich die Tendenz klar erkennen. „Seit Mitte 2012 sehen wir eine Verstetigung der Erlöse, was heißt, dass das Netz etabliert und akzeptiert ist“, so Knappe. Gleichzeitig habe man im vergangenen Jahr das Ziel erreicht, 350 000 Euro zusätzlich zu erwirtschaften. Noch 2011 wurde es um rund 70 000 Euro unterschritten.
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