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Von Henry Klix: Mehr Gewerbe in Caputh

In Schwielowsee werden Einsprüche zum Flächennutzungsplan diskutiert / Beschluss zum Jahresende

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Schwielowsee - Wohnen und Gewerbe im Ortskern von Caputh – verträgt sich das auf Dauer? Ist es zumutbar, dass sich noch weitere Dienstleister, Handwerker, Restaurants und Pensionen an der Friedrich-Ebert-Straße, der Straße der Einheit oder der Weinbergstraße ansiedeln? Oder sollte man als „Staatlich anerkannter Erholungsort“ mal auf die Bremse treten? Ob Capuths Zentrum Mischgebiet bleibt oder zum reinen Wohngebiet erklärt wird, ist eine der Diskussionen, die jetzt zum Entwurf des Flächennutzungsplans geführt werden. Derzeit macht ein erstes Abwägungspapier die Runde. Bürger und Behörden konnten sich zum Planentwurf äußern. Jetzt wird in der Gemeindevertretung und den Ortsbeiräten abgewogen, wie mit den Widersprüchen und Bedenken umzugehen ist.

Mit dem Flächennutzungsplan wird die städtebauliche Marschrichtung für die nächsten 20 Jahre festgelegt. Bis Ende des Jahres soll der angepasste Planentwurf erneut ausgelegt und beschlussreif sein. Was den Caputher Ortskern angeht, gab es acht skeptische Wortmeldungen von Bürgern. Einer war eine Liste mit 45 Unterschriften beigelegt. Durchweg wird eine „Verschlechterung der Wohnsituation“ befürchtet, wenn im alten Ortskern als Mischgebiet neues Gewerbe, mehr Lärm und Abgase erlaubt sind, auch Restaurantlärm. Ein Bestandsschutz für das bestehende Gewerbe wird von den Einwendern als ausreichend empfunden. Doch in einer Sondersitzung der Gemeindevertretung mit den Ortsbeiräten wurde das am Mittwochabend anders gesehen: Letztlich seien in einem Mischgebiet nur weniger störende Gewerbe zugelassen, wie es im Abwägungstext heißt, auf den man sich mehrheitlich einigte. Ziel sei eine ausgewogene, „hälftige“ Mischung zwischen Wohnen und Gewerbe.

Auch wenn der Widerspruch in diesem Fall wohl nichts bewirken wird: Gegenüber dem ersten Planentwurf ist es zu drastischen Änderungen gekommen, sagte Sebastian Rhode vom beauftragten Berliner Planungsbüro SR. Vom anfänglichen Wunsch nach 60 Hektar neuer Siedlungsfläche muss sich die Gemeinde verabschieden – vor allem, weil das Land der häufig erforderlichen Ausgliederung aus dem Landschaftsschutzgebiet nur in wenigen Einzelfällen zustimmen wird. So wird zum Beispiel auch das Wochenendhausgebiet Ferch-Sperlingslust nicht zu einem 7,5 Hektar großen Wohngebiet umgewidmet werden können, immerhin wird die Legalisierung als Wochenendhaussiedlung angestrebt. Auch die Hoffnungen auf ein kleines Baugebiet in der Seestraße in Caputh haben sich zerschlagen. Währenddessen kann an den größten neuen Baugebieten Pappeltor/Moosweg in Geltow mit 140 Wohneinheiten und Michendorfer Chaussee in Caputh mit fast 60 Wohneinheiten festgehalten werden. Darüber hinaus sollen für Neubürger vor allem neue Verdichtungsflächen in den noch reichlich vorhandenen Baulücken ausgewiesen werden.

Die Gewerbeflächenentwicklung ist derweil nicht nur in Caputh ein großes Thema: Ein offener Streitpunkt bleibt das Containerlager der Recyclingfirma Richter am Ortsrand von Geltow in der verlängerten Wildparkstraße, das im Landschaftsschutzgebiet steht und seit 20 Jahren „geduldet“ wird. Weitere Nutzungsgenehmigungen wird es kaum geben, die Chancen für eine Ausgliederung der 3,5 Hektar großen Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet sind gleich Null. Eine Genehmigung für den Gewerbehof hat es nie gegeben, sechs Einsprüche gab es im öffentlichen Beteiligungsverfahren des Flächennutzungsplans gegen das Lager im Grünen. Dass bei der Sondersitzung am Mittwoch trotzdem mehrheitlich darauf beharrt wurde, den Standort zu erhalten, hat wohl eher mit dem erhofften Zeitgewinn zu tun.

Denn es gibt Bemühungen, das Unternehmen zu einem Umzug zu bewegen. Für das Fercher Gewerbegebiet ist im neuen Flächennutzungsplan eine drastische Vergrößerung geplant. An sich sollte sich das 26 Hektar große und ausgebuchte Areal in der Größe verdoppeln. Dagegen gibt es wegen des Verlustes von Landwirtschaftsfläche Widerspruch von der Agraraufsicht. Als Kompromiss soll die Zuwachsfläche auf elf Hektar reduziert werden. Für die Firma Richter würde es jedenfalls reichen. Der Flächennutzungsplanentwurf wird zum Monatswechsel in den Ortsteilen erörtert.

Die Erörterungsveranstaltungen finden zu folgenden Terminen jeweils 18 Uhr statt: am 28. März im Rathaus Ferch, Potsdamer Platz 9; am 4. April im Feuerwehrdepot Geltow, Hauffstraße 33; am 5. April im Caputher Gildehaus, Schwielowseestraße 58.

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