Von Henry Klix: Mehr Platz an der Inselbrücke
Nach Loveparade-Unglück in Duisburg verändert Werder das Sicherheitskonzept des Blütenfestes
Stand:
Werder (Havel) - Nach dem Unglück auf der Duisburger Loveparade zieht die Stadt Werder Konsequenzen für das Baumblütenfest: „Das Sicherheitskonzept wurde erheblich weiterentwickelt“, sagte Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß gestern auf der Jahrespressekonferenz des Rathauses. Insbesondere solle der Engpass an der Inselbrücke durch „verschiedene Maßnahmen“ aufgeweitet werden. Die Stadt folgt damit einer Variante des Potsdamer Brücken- und Ingenieurbaubüros VIC. Nach Duisburg hatten die Experten im Rathausauftrag untersucht, ob auf dem engen Brückenzugang zur Insel ähnliche Gefahren lauern und was dagegen zu tun ist.
Bei der Loveparade waren im Juli 21 Menschen im überfüllten Eingangstrichter der Veranstaltung gestorben. Für Werder kamen die Experten zum Ergebnis, dass auch die Kapazitätsgrenze auf der Inselbrücke zu Stoßzeiten überschritten wird. Zur Entzerrung wurden drei Varianten verglichen: eine temporäre zweite Fußgängerbrücke, eine andere Verkehrsorganisation und ein neues Festkonzept für die Insel (PNN berichteten). Die Gutachter hatten zwar ein neues Festkonzept als Vorzugsvariante angegeben. „Vorstellbar wäre zum Beispiel das Fest auf der Insel unter dem Motto ,Insel der Ruhe und Gelassenheit’ zu gestalten“, heißt es in ihrer Expertise. „Praktisch könnte das bedeuten, dass es auf der Insel keine Bühnen und keine Fahrgeschäfte gibt.“ Darauf will sich das Rathaus aber nicht einlassen.
Am zentralen Festtreiben auf der Insel mit zwei Bühnen und Kinder-Rummel werde festgehalten, sagte Saß. Stattdessen wird die Verkehrsorganisation verändert: Einige Stände an der Inselseite sollen wegfallen, damit sie den Fußgängerstrom nicht blockieren. Mit Ausnahme von Rettungsfahrzeugen soll die Brücke für Fahrzeuge gesperrt werden. Besucher, die auf die Insel kommen, sollen hinter der Brücke von Ordnern südlich zum Mühlenberg geleitet werden. Gäste sollen Markt und Regattastrecke über den Umweg Mühlenstraße erreichen. Ist die Insel überfüllt, soll ihr Zugang weiträumig gesperrt werden. Festbesucher könnten die Insel dann nur noch verlassen. Die Gutachter hatten zu denken gegeben, dass mit dieser Variante die „Verkehrsqualität zu Spitzenzeiten“ eingeschränkt werde.
Laut Saß sei das neue Sicherheitskonzept kostenneutral, das erforderliche Personal könne durch Ordner der Veranstaltungsagentur und Rathauskräfte abgedeckt werden. Derweil wäre eine mobile Ersatzbrücke teuer geworden: Sie hätte rund 800 000 Euro gekostet und das Finanzkonzept des Festes auf den Kopf gestellt. Auch diese Variante hatte einen prominenten Fürsprecher: Polizeipräsident Rainer Kann. „Am günstigsten wäre ein gesonderter Zu- und Abgang auf und von der Insel“, hatte er nach Duisburg erklärt.
Bei der Pontonbrücke für Sicherheitskräfte soll es derweil bleiben, wie Saß erklärte. Sie betonte, dass das Problem der überfüllten Brücke nur in einem Zeitfenster von sechs Stunden bestehe. 10 000 Besucher pro Stunde verlassen oder betreten die Insel dann. „Da wir die kritischen Zeitphasen kennen, können wir vorbeugend tätig werden“, sagte Saß. Am 11. Januar wird das Konzept der Polizei vorgestellt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: