Potsdam-Mittelmark: Mehr Straßen, mehr Verkehr
Lärmminderungs- und Luftreinhalteplan in Teltow vorgestellt
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Teltow - Lärmquelle Nr.1 ist in Teltow der Straßenverkehr, wie aus dem Lärmminderungs- und Luftreinhalteplan hervorgeht, der am Dienstagabend im Teltower Bürgerhaus der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Rund 20 interessierte Bürger, auch aus Kleinmachnow und Steglitz, kamen zur Informationsveranstaltung, um zu erfahren, mit welchen Maßnahmen dem Lärm begegnet werden kann, dem vor allem Anwohner der Mahlower-, Potsdamer- und Ruhlsdorfer Straße sowie Lichterfelder Allee und am Ruhlsdorfer Platz ausgesetzt sind. Denn die dort gemessenen Lärmpegel übersteigen zulässige Grenzwerte, die für Misch- und Kerngebiete bei 64 Dezibel (db) am Tage liegen und nachts bei 54 db.
Nach Einschätzung von Medizinern gelten Werte ab 65 db als erhöhtes Herzinfarktrisiko, kommentierte Dr. Rainer Schneewolf vom Büro Kommunaldata die Messergebnisse. Auch die Grenzwerte für Feinstaub werden überschritten und liegen bei einem Jahresmittelwert von 35 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dazu tragen wesentlich die rund drei Millionen Fahrzeuge bei, die jährlich über Teltows Straßen rollen, wovon 46 Prozent dem Durchgangsverkehr zugerechnet werden. Schon eine Halbierung dieses Verkehrs würde den Lärm um 3 db mindern. Da jedoch die Einwohnerzahl von derzeit 20 000 auf etwa 24 000 steigen wird, werde ebenso die Motorisierung ansteigen und der Lärm demzufolge zunehmen, so Schneewolf.
Eine Maßnahme, Teltows Hauptverkehrsader zu entlasten, sei das Spangensystem. Seit vor einigen Wochen die Ostspange freigegeben wurde, zeige sich bereits, dass die Autokolonnen am Ruhlsdorfer Platz wesentlich kürzer geworden sind. Die noch zu bauenden Nord- und Biomalzspange sowie Bogenstraße sollen künftig den Durchgangsverkehr umleiten, der zurzeit noch die Potsdamer Straße belastet. Schneewolf verwies aber darauf, dass für einige Einrichtungen an der Spangenstrecke, wie das Oberstufenzentrum, noch geeignete Lärmschutzlösungen gefunden werden müssen. Lärm könne zudem verringert werden durch koordinierte Ampelanlagen, denn Abbremsen und Anfahren trage wesentlich zu höheren Schallpegeln bei. Kreisverkehre seien ebenfalls ein Mittel, Lärm zu reduzieren. Um die Potsdamer Straße für Tempo 30 auszuweisen, bedarf es noch einer Abstimmung mit dem Land. Ob danach dort weniger Fahrzeuge entlang fahren, bezweifelten einige Bürger in der Diskussion.
„Je mehr Straßen gebaut werden, um so mehr nimmt der Verkehr zu“, sagte Hans-Joachim Kraus von der AG Verkehr aus dem Nachbarbezirk Steglitz, wo man solche Erfahrungen bereits machen musste. Dass der Berliner Verkehr auch Teltow beeinträchtigt, vor allem die Schwerlasttransporter, beklagten Anwohner der Lichterfelder Allee. Klaus Weißenberg vom Bauamt sagte, dass man überlege, die Knesebeckbrücke für Transporter freizugeben, um so die Lichterfelder Allee zu entlasten. Gespräche mit der Berliner Senatsverwaltung habe es bereits gegeben, abzuwarten bleibe, wie sich der Verkehr nach dem Bau der Nordspange entwickeln werde, so Weißenberg. KiG
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