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Potsdam-Mittelmark: Mein Ackerzipfel bei Bauer Conson
Ab Mai kann man in Werder sein eigenes kleines Gemüsebeet mieten / Anderswo kam die Idee gut an
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Werder (Havel) - Blumenkohl, Kartoffeln, Möhren, Salate und Zucchini – die Firma „meine ernte“ bietet mit Bauer Torsten Conson einen neuen Mietservice an. Auf einem Acker neben der Holländermühle in Werder kann man sich ein bepflanztes Gemüsebeet pachten, selbst jäten, gießen, düngen – und ernten. Erster Spatenstich ist im Mai. Die Flächengrößen sind für Paare (45 Quadratmeter) oder Familien (85) ausgelegt, die Gerätschaften werden gestellt. Bauer Conson hat einmal die Woche Sprechstunde, per Newsletter wird man über anstehende Arbeiten und Rezepte informiert.
Die Idee entwickelten Natalie Kirchbaumer und Wanda Ganders: Die beiden Betriebswirtinnen kennen sich seit ihrer Studienzeit in Mannheim, die sie vor sieben Jahren abschlossen. Als sich später in Bonn erneut ihre Wege kreuzten, philosophierten sie auf dem Balkon über Fastfood und Lebensmittelskandale, gutes Essen und Spaß in der Natur. Als Stadtmensch gesünder leben? „Wir stellten fest, dass man eigentlich ein eigenes Gemüsebeet braucht, aber keinen Platz dazu hat“, so Kirchbaumer.
Die beiden entwickelten ein unternehmerisches Konzept und zählten ihr Geld: Mit einem Landwirt aus dem Bonner Umland als Partner entstand 2009 ein erster Mietgarten. Inzwischen haben die jungen Frauen ihre Jobs bei einem Marketingbüro und bei der Post aufgegeben. Denn die Idee fiel auf fruchtbaren Boden: Deutschlandweit betreiben sie mit regionalen Landwirten 14 Mietgärten, „meine ernte“ hat 250 Kunden überzeugt. Die Gründerinnen haben dabei auch selbst die Vorzüge von frischem Spinat kennengelernt, rote Beete in ihre Salate geschnippelt und Rotkohl gekocht. „Das ist gar nicht so schwierig, wie man denkt“, sagt Kirchbaumer.
In zwölf deutschen Großstädten ist die Firma inzwischen vertreten, weitere sollen dieses Jahr dazukommen. Anders als im Schrebergarten legen sich die Beet-Mieter nur auf eine Saison fest, das übernommene Beet ist gedüngt und wunschentsprechend bepflanzt.
Im Berliner Umland gibt es die Mietgärten in Rudow und Wartenberg. Mit dem Angebot hinter der Baumgartenbrücke will man Interessenten im Potsdamer Raum erreichen. Über 20 Gemüsesorten stehen den Kunden zur Auswahl. Anderthalb Stunden pro Woche sollte man zur Gartenpflege einkalkulieren, empfiehlt Wanda Ganders. Dann soll sich das Beet, das je nach Größe 179 oder 329 Euro jährlich kostet, auch ordentlich rechnen.
Bauer Torsten Conson war erstmal ins Grübeln gekommen, als ihn die beiden jungen Damen fragten, ob er mitmacht. Er erkundigte sich bei Kollegen, die schon Partner von „meine ernte“ waren, und hörte viel Gutes. „Ich wollte nicht dastehen wie die Kuh vor’m neuen Tor“, so Conson. Jetzt ist er gespannt, ob die Sache auch in Werder fruchtet. Conson spricht von einem „Testballon“. Die Strukturen im hiesigen Obstbau seien veraltet, er will sich nicht sperren gegen neue Ideen. Anfangs stellt er 2000 bis 4000 Quadratmeter Ackerfläche zur Verfügung.
Der Obsthof des 45-Jährigen wurde vor der Kollektivierung von seinen Eltern gegründet und nach der Wende belebt. Auf 20 Hektar wächst alles, was die Erde hergibt, vor allem Kirschbäume. Auf Märkten und Ständen in Werder und Potsdam werden Consons Obst und Gemüse verkauft. Auf dem Acker an der Berliner Chaussee wuchsen letztes Jahr Erdbeeren, „Dieses Jahr hatte ich sowieso nichts weiter damit vor“, sagt der Obstbauer. Henry Klix
Am 5.2. findet 14 Uhr im Restaurant Venezia, Holländermühle, Berliner Chaussee 64, eine Informationsveranstaltung zum Thema statt. Infos unter meine-ernte.de
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