Potsdam-Mittelmark: „Meine Frau sagt, ich bin verrückt“
Berliner Unternehmer will „Porta Helena“ unter neuem Namen wieder eröffnen / Hürden für Marina
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Werder (Havel) - Glindow bekommt sein größtes Seerestaurant zurück: Schon Ende März soll am Standort der früheren „Porta Helena“ am Glindowsee ein neues Hafenrestaurant in Betrieb gehen. Das erklärten die Eigentümerin Waltraud Götze und der neue Betreiber Wolfgang Hartmann gestern gegenüber den PNN. In den nächsten Tagen sollen die Innenausbauten beginnen. Auch die Pension mit ihren zehn Zimmern soll wieder den Betrieb aufnehmen. Wolfgang Hartmann will am Standort 400 000 Euro investieren, 150 000 Euro würden allein für Brandschutzeinbauten im großen und kleinen Saal benötigt. Sieben Dauerarbeitsplätze soll es geben.
Der Berliner Unternehmer hatte sein Boot an der „Porta Helena“ liegen – bis zu deren Schließung im März 2011. In den vergangenen Jahren habe er den Niedergang der Gaststätte beobachtet. „Ich dachte damals schon, dass es schade drum ist.“ Als die Pforten endgültig verriegelt waren, habe er die Eigentümerin kontaktiert. „Es hat mir wehgetan, was hier passiert.“ Er sei mit Waltraud Götze schnell handelseinig geworden.
Hartmann hat 1972 mit seiner Frau Jutta Hartmann aus einem gemeinsamen Reisebüro heraus die Westberliner Busgesellschaft „Der Südender“ gegründet. Die heutige „Omnibusgesellschaft Hartmann“ ist mit 67 Bussen und 200 Beschäftigten das größte private Linienbusunternehmen Berlins und wurde 2005 von seiner Tochter Claudia Hartmann übernommen. Der 74-Jährige ist derweil an drei Wirtshäusern im Allgäu beteiligt und hat mit dem „Kutscherstübchen“ ein Restaurant in Berlin. Sein Lebensmotto im Alter: „Wer rumsitzt wird krank.“
Für Glindow plant er einen ganzjährigen Gaststättenbetrieb, das Restaurant mit 104 Plätzen solle täglich geöffnet sein. Neben einer Steinofenpizzeria soll es eine Mittagsküche mit wechselnder Karte und eine gehobene Küche mit Gerichten aus deutschen Regionen und Fischspezialitäten geben. Zur Eröffnung am 23. März soll das bayerische Frauenkabarett „Tanzfraun“ auftreten, auch in Zukunft seien Varietéveranstaltungen, Sommergrillabende, Tanznachmittage und Sonntagsbrunch geplant. Im kleinen Saal soll eine zehn mal vier Meter große Fernsehleinwand zur Übertragung von Fußballspielen installiert werden, so Hartmann. „Der Kopf muss mitgehen, ich will Stadionatmosphäre.“ Eine der beiden Terrassen soll als „Sonnenterrasse“ mit Liegestühlen und Selbstbedienungstheke ausgestattet werden, auf dem Gelände soll ein neuer Spielplatz entstehen. Nur eine Idee für einen Namen gibt es noch nicht, so Hartmann. „Meine Frau sagt, ich bin verrückt, dass hier neu aufzubauen.“
Hartmann will mit seiner Busfirma Tagesfahrten von Berlin nach Glindow anbieten. Er baut für sein Lokal auch auf Gäste aus der Region, vor allem aber benötige er das Publikum von der Wasserseite. „Mich hat der Standort auch interessiert, weil er im Flächennutzungsplan von Werder als zentraler Yachthafen am Glindower See markiert ist“, so Hartmann.
Eigentümerin Waltraud Götze hat beim Landkreis einen Bauantrag für eine Marina mit 173 Liegeplätzen gestellt. Sie soll seitlich entstehen, so dass ein großer Uferbereich naturbelassen bleiben könne. Auch eine Fäkalienabgabestelle ist geplant. Allerdings gibt es noch einige Hürden: An dem Gelände besteht schon eine Steganlage mit 70 Plätzen, sie gehört mit der der Hogab GmbH dem früheren Pächter. Laut Götze entspricht sie nicht den geltenden Sicherheitsanforderungen und muss zurückgebaut werden. Mit der Kündigung habe die Hogab auch keinen Landzugang mehr. Einig über den Rückbau ist man sich aber noch nicht.
Götzes Neubauantrag für die Marina wurde auch abgewiesen. Sie geht davon aus, die Genehmigung im Widerspruchsverfahren zu bekommen und hofft auf eine schnelle Klärung. „Der Gegenwind hat mich überrascht, zumal der Yachthafen im Flächennutzungsplan steht.“
Die Glindowerin ist Inhaberin eines Ingenieurbüros und besitzt das ausgedehnte Wassergrundstück in vierter Generation. Ihr Urgroßvater hatte hier ein Sägewerk errichtet. In der DDR-Zeit war das Areal an einen Maschinenhandel vermietet, nach der Wende wurde der Gaststättenbetrieb aufgenommen. Dem langjährigen Pächter, der Glindower Hogab, hatte Götze im März vergangenen Jahres wegen erheblicher Differenzen kündigen müssen. Sie hofft jetzt auf Unterstützung vom Rathaus für den Neuanfang.
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