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Potsdam-Mittelmark: Messerstecher muss zahlen

Bitteres Ende eines Baumblütenbesuchs: Berliner stand für seine Angriffe auf drei Menschen vor Gericht

Stand:

Werder (Havel) – Er war betrunken und wollte seinem Kumpel zur Hilfe eilen, dann hat er zum Messer gegriffen: Der Messerstecher, der beim Werderaner Baumblütenfest im Jahr 2011 auf drei Besucher losging und sie mit Schnitten verletzte, kam jetzt vor dem Potsdamer Schöffengericht glimpflich davon.

Die Staatsanwaltschaft hatte Enrico E.* (29) aus Berlin wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Darauf steht eine Freiheitsstrafe von mindestens sechs Monaten. Am Dienstagnachmittag musste sich der gelernte Koch dafür verantworten. Das Gericht stellte das Verfahren jedoch nach einem erörternden Rechtsgespräch hinter geschlossenen Türen ein. Als Gründe nannte die Vorsitzende, dass der Angeklagte nicht vorbestraft sei und sich die Verletzungen der Opfer nicht als so gravierend erwiesen hätten. Zudem sei inzwischen eine lange Zeit ins Land gegangen.

Allerdings muss Enrico E. an zwei der von ihm verletzten Blütenfestbesucher insgesamt 2500 Euro Schmerzensgeld zahlen. Dafür hat er sechs Monate Zeit. Kommt er dieser Auflage nicht nach, wird es eine erneute Verhandlung – und dann voraussichtlich ein Urteil – geben. Das Verfahren gegen seinen Kumpel und Mittäter Fred F.* – ebenfalls wegen Körperverletzung – wurde bereits eingestellt. Auch er wurde zur Zahlung von Schmerzensgeld verpflichtet.

Die Anklage klang erschreckend: Am Abend des 2. Mai 2011 soll es zwischen zwei Gruppen angetrunkener junger Festbesucher zunächst zum Streit, dann zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. An denen hatte sich Fred. F. nach Kräften beteiligt. Als Enrico E. sah, dass sein Kumpel dabei in Bedrängnis geriet, soll er sein mitgebrachtes Messer gezückt und mehrfach auf einen der Angreifer eingestochen haben. Der erlitt eine zwei Zentimeter tiefe Schnittwunde am linken Unterbauch, die ambulant im Krankenhaus versorgt werden musste.

Eine Frau, die Enrico E. von weiteren Tätlichkeiten abhalten wollte, soll von ihm zurückgestoßen worden sein. Dabei sei sie laut Staatsanwaltschaft durch das Messer am linken Ellenbogen verletzt worden. Auch diese Schnittwunde musste im Krankenhaus behandelt werden.

Am schlimmsten traf es wohl einen weiteren Beteiligten der Attacke. Laut Anklage soll Enrico E. zweimal auf den Mann eingestochen und ihn am Rücken und am Bauch getroffen haben. Das Opfer musste vier Tage im Krankenhaus verbringen. Alle waren erheblich alkoholisiert. Die Blutprobe, die dem Angeklagten später entnommen wurde, wies immerhin noch 1,71 Promille auf.

An jenem Tag war der Berliner Enrico E. laut eigener Aussage zum ersten Mal auf dem Baumblütenfest. Kumpel Fred F. hatte ihn vorgewarnt, dass es dort unter Umständen gefährlich werden könnte. Zum Selbstschutz, nicht etwa um jemanden anzugreifen, habe er ein Messer eingesteckt, erzählte der Koch während der Ermittlungen. Als er seinen Freund Fred F. in Gefahr wähnte, habe er ihn nur verteidigen wollen.

„Wenn man ein Messer mitnimmt, dann rechnet man damit, dass man es auch einsetzt“, gab die Schöffengerichtsvorsitzende am Dienstag zu bedenken. Zum Glück seien die Verletzungen der Angegriffenen folgenlos verheilt.

Auch das jüngste Baumblütenfest ging nicht ohne Gewalttaten zu Ende: Im Mai 2013 war ein 21-jähriger Berliner in der Adolf-Damaschke-Straße in Werder bewusstlos geschlagen worden (PNN berichtete). Der Mann hatte einen Schlag ins Gesicht bekommen, war gestürzt, mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen und eine ganze Zeit bewusstlos gewesen. Er musste in ein Krankenhaus gebracht werden, wo er stationär versorgt wurde.

Insgesamt hatte die Polizei auf dem Baumblütenfest im Jahr 2013 wieder etwas mehr Delikte als noch im Jahr 2012 gezählt. So registrierten die Beamten 13 Körperverletzungen und 14 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Sie nahmen insgesamt 50 Strafanzeigen auf. ( *Namen geändert )

Gabriele Hohenstein

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