Potsdam-Mittelmark: Metallbau-Krause will am Stahnsdorfer Hof bleiben
Umstrittener Beschluss der Gemeindevertreter zum Grundstücksverkauf soll zurückgezogen werden
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Stahnsdorf - Es war offensichtlich ein unbedachter Schnellschuss. Am 30. Juni hatte die Stahnsdorfer Gemeindevertretung Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) ermächtigt, Verkaufsverhandlungen über ein kommunales Grundstück am Stahnsdorfer Hof mit dem Immobilienkaufmann Uwe Driesener zum Abschluss zu bringen. Dieser Beschluss soll jetzt wieder zurückgezogen werden. Eine entsprechende Empfehlung erging bereits vom Bauausschuss und auch im Finanzausschuss am Dienstagabend herrschte darüber weitgehender Konsens.
Wie berichtet möchte Driesener auf dem Areal gegenüber dem Stahnsdorfer Hof einen Bio- und einen Drogeriemarkt ansiedeln. Ein erstes dafür notwendiges Grundstück hat er bereits von der einstigen Bäckerei Fink erworben. Dass ihm die Kommune nun auch das Nachbargrundstück verkaufen wollte, hatten die Anwohner jedoch erst aus der Zeitung erfahren. Betroffen ist vor allem die Metallbau GmbH von Wolfgang Krause, die seit vielen Jahren in Stahnsdorf ansässig ist. Die kommunale Fläche, einst ein Teilstück der Wilhelm-Külz-Straße und jetzt eine Sackgasse, liegt mitten in Krauses Privatgrundstück.
Zudem ist der Drogeriemarkt dort geplant, wo sich heute sein Wohnhaus befindet. Verwaltung und Gemeindevertreter waren Ende Juni nach den Ausführungen Drieseners davon ausgegangen, dass auch Krause verkaufen möchte. Doch wie sich herausstellte, ist eine Einigung zwischen beiden nicht in Sicht. Wolfgang Krause erklärte, dass er mit seiner Firma am angestammten Standort bleiben möchte und hat jetzt ebenfalls einen Antrag auf Kauf der kommunalen Fläche gestellt. Nach dem Beschluss der Gemeindevertreter fürchtete er um seine wirtschaftliche Existenz.
Driesener zeigte sich am Dienstagabend im Finanzausschuss verärgert. Bereits seit Februar habe ihm die Gemeindeverwaltung den Erwerb des kommunalen Grundstücks in Aussicht gestellt. Maßgabe sei laut Hauptamtsleiter Stefan Weickert jedoch gewesen, dass es eine Einigung mit den Eigentümern der umliegenden Grundstücke gebe. Deshalb müsse die Situation jetzt neu bewertet werden. Auf keinen Fall dürfe die Existenz der Firma Krause gefährdet werden, erklärte Gemeindevertreterin Silke Kuck-Schellhammer (SPD). Langfristig gehe es aber auch darum, das beste Konzept zur Entwicklung dieses wichtigen Bereiches am Ortseingang von Stahnsdorf zu finden, sagte CDU-Gemeindevertreter und Immobilienmakler Peter Weiß, der das Marktprojekt am Stahnsdorfer Hof eingefädelt hatte. Das Konzept gebe es bereits, entgegnete Anwohner Steffen Trodler: Erhalt des traditionsreichen Metallbaubetriebes mit seinen derzeit sechs Fachkräften.
Die Gemeindevertreter müssen nun nach einer Lösung suchen. Am 1. September wird sich der Stahnsdorfer Hauptausschuss wieder mit dem Thema beschäftigen. Als Optionen stehen neben dem Verkauf auch eine Verpachtung des kommunalen Grundstücks oder die Erteilung des Wegerechts.
Driesener hatte im Vorfeld bereits angekündigt, dass er an seinem Vorhaben festhalten wolle und notfalls auch eine kleine Variante ins Auge fassen würde. Allerdings werde er als Anwohner darauf pochen, das kommunale Grundstück zu gleichen Konditionen wie die Firma Krause nutzen zu können, wenn dort zum Beispiel ein Wegerecht gewährt werde.
Künftig soll die Verfahrensweise zum Verkauf kommunaler Grundstücke in Stahnsdorf übrigens klar geregelt werden. Eine entsprechende Empfehlung hat der Finanzausschuss am Dienstagabend verabschiedet. Unter anderem sollen zu veräußernde Grundstücke mit Ausnahme der Flächen im Gewerbegebiet fünf Monate lang auf auf der Internetseite der Gemeinde ausgeschrieben werden. Eine solche Empfehlung sei allerdings schon lange in Vorbereitung gewesen, sagte Ausschussvorsitzende Ruth Barthels (SPD). Hagen Ludwig
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