Potsdam-Mittelmark: Michendorf will eigenes Wasserwerk
Wassergebühren könnten deutlich sinken / Schwierige Standortverhandlungen für Waldstück an der B 2
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Michendorf / Potsdam - Seit Jahren ärgert man sich in Michendorf über die hohen Trinkwassergebühren der Potsdamer Stadtwerke. Jetzt will sich die Gemeinde von der Landeshauptstadt abnabeln: In Michendorf soll ein eigenes, großes Wasserwerk entstehen. Entsprechende Pläne des „Wasser- und Abwasserverbands Mittelgraben“ sind am Montagabend in der Gemeindevertretung auf Zustimmung gestoßen. Die Idee ist naheliegend: Der Wasserliefervertrag mit der Stadtwerketochter EWP läuft Ende 2016 aus, die Kündigungsfrist beträgt zwei Jahre.
Man wolle die Alternativen rechtzeitig prüfen, so Waltraud Lenk, Geschäftstellenleiterin des Mittelgraben-Verbands, zu dem neben Michendorf auch Nuthetal gehört. Eine Voruntersuchung habe gezeigt, dass man das Wasser „an der Übergabestelle“ etwa zum halben Preis der Stadtwerke bereitstellen könnte. Für die Gebühren selbst kämen noch die Investitions, Betriebs- und Instandhaltungskosten hinzu. „Ich gehe aber davon aus, dass sie sinken würden“, so Lenk gegenüber den PNN. Derzeit liegt der Grundpreis bei 65,27 Euro, der Mengenpreis bei 2,05 Euro pro Kubikmeter.
Ziel des Zweckverbands sei es, Michendorf und Nuthetal allein mit Wasser zu versorgen, möglicherweise mit Unterstützung des Nachbarverbands „Der Teltow“, mit dem es bereits eine gemeinsame Geschäftsstelle gibt. Bislang werden Nuthetal und Michendorf überwiegend von den EWP-Wasserwerken in Rehbrücke und in der Leipziger Straße in Potsdam versorgt. Der Mittelgraben-Verband hat zwei eigene Wasserwerke in Wildenbruch und eines in Tremsdorf, von denen auch noch Fresdorf beliefert wird. Ohne diese Wasserwerke wäre der Wasserpreis im Verbandsgebiet noch deutlich höher, sagt Lenk.
Größter Knackpunkt: Es gibt zwar Standortvorstellungen für das neue Wasserwerk, die Verhandlungen zum Grundstücksankauf gestalten sich aber schwierig. Favorisiert wird ein Waldstück zwischen Michendorf und Wilhelmshorst, westlich der B 2, das dem Landesbetrieb Forst gehört. Hydrologische Gutachten hätten gezeigt, dass dort ein ausreichender Grundwasservorrat besteht, so Lenk.
Bei Wilhelmshorst bestand bis in die 90er Jahre am Abzweig zur B 2 schon einmal ein Wasserwerk. Zunächst wollte man gleich nebenan neu bauen – wegen der Nähe des neuen Baugebiets Kiefernwald und des Friedhofs hat sich der Verband aber anders orientiert. Vorteil des neuen Standortes: Siedlungen und Gewerbe befinden sich in weitem Abstand – wichtig, wenn eine Wasserschutzzone ausgewiesen werden muss. Allerdings wurde bislang erfolglos mit der Forstverwaltung über einen Ankauf verhandelt.
Im Zweckverband hofft man auch deshalb auf Unterstützung aus Michendorf. In der Gemeindevertretung war man dafür offen. Die Potsdamer Wasserwerke seien wegen des Einwohnerzuwachses bereits gut ausgelastet, sagte SPD-Fraktionsvize Eckhard Reinkensmeier. „Bevor die EWP neue Brunnen direkt an unserer Gemarkungsgrenze bohrt, um weiter Wasser an uns zu verkaufen, sollten wir selbst aktiv werden.“ Nicht zuletzt finanziere man mit dem teuren Wasser auch noch das Potsdamer Stadtwerkefest.
Vizebürgermeister Karl-Heinz Oed erklärte, dass man mit einem eigenen Wasserwerk die Position gegenüber Potsdam stärken könne. Von der Verbandsversammlung sei der Vorschlag einstimmig unterstützt worden. Auch in Michendorf fiel das Votum für ein eigenes Wasserwerk so klar aus. Besonders bei den Grundstücksverhandlungen braucht man im Mittelgraben-Verband jetzt die Hilfe aus dem Rathaus. Henry Klix
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