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Havelbus in Potsdam-Mittelmark: Millionenzahlung an Beelitzer Busgesellschaft
Die Aufspaltung von Havelbus wird für den Kreis teuer. Vereinigtes Verkehrsunternehmen startet voraussichtlich 2017
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Potsdam-Mittelmark - Die Aufspaltung von Havelbus kostet den Landkreis mehr als eine Million Euro. Für den Übergang des Betriebes der einst von Havelbus betriebenen Buslinien, die seit Januar von der Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft (BVSG) gefahren werden, hat der Kreistag die Zahlung von 1,165 Millionen Euro genehmigt.
Die BVSG ist der mittelmärkische Teil der einst gemeinsam mit dem Havelland betriebenen Busgesellschaft Havelbus. Allein für die Übertragung der Havelbus-Standorte Babelsberg, Werder (Havel), Stahnsdorf und Beelitz an die BVSG muss der Kreis 390. 000 Euro Grunderwerbssteuern an das Land zahlen. Dazu kommen Kosten für eine erweiterte Betriebsausstattung, Notare und neue Software. Außerdem muss in den kommenden Monaten ein neues Design für die Busgesellschaft entworfen werden, die künftig gemeinsam mit der Verkehrsgesellschaft Belzig (VGB) zur „Verkehrsgesellschaft Potsdam-Mittelmark“ verschmolzen werden soll. Durch die Fusion sollen Fahrgäste im gesamten Landkreis einheitliche Standards bei Bussen und Beförderungsbedingungen wie der Mitnahme von Fahrrädern haben, die bisher nicht auf allen Linien möglich ist.
"Verkehrsgesellschaft Potsdam-Mittelmark" kommt später
Die neue Gesellschaft wird jedoch mit einem Jahr Verzögerung voraussichtlich erst zum 1. Januar 2017 gegründet werden. Das bestätigte die Kreisverwaltung auf Nachfrage der PNN. Grund für die Verspätung der für Anfang 2016 geplanten „Verkehrsgesellschaft Potsdam-Mittelmark“ ist die noch immer andauernde Aufspaltung des Havelbus-Konzerns. Der mittelmärkische Kreistag hat in seiner Sitzung am 18. Juni den Aufspaltungsvertrag angenommen. Die Abgeordneten des Havellandes sollen das auf ihrer Sitzung am 6. Juli tun. „Wir gehen nun von einem einvernehmlichen Abschluss der Entflechtung von Havelbus nach positiver Beschlussfassung auch im Kreistag Havelland aus“, so Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert. Im vergangenen Jahr war die Aufspaltung ins Stocken geraten, da beide Landkreise sich nicht über die Aufteilung des Betriebes einigen konnten.
Laut Ulrike Rehberg, Sprecherin der BVSG, wird sich die Abspaltung von Havelbus wohl noch bis zum Jahresende hinziehen. Dann sollen die Mitarbeiter aus dem Havelland von Babelsberg nach Nauen ziehen. Es werde auch bereits an gemeinsamen Projekten mit der Belziger Busgesellschaft gearbeitet. „Die Verschmelzung zum 1. Januar 2017 ist anspruchsvoll, aber schaffbar“, so Rehberg.
Eigener Haustarifvertrag für Verkehrsgesellschaft Belzig
Für den Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Belzig, Hans-Jürgen Hennig, kommt der Verschmelzungstermin überraschend: „Meinem Unternehmen wurde noch kein Zeitpunkt genannt“, so Hennig gegenüber den PNN. Für seine Mitarbeiter wird sich mit der Verschmelzung der Busunternehmen auch die Bezahlung ändern: Derzeit hat das Unternehmen einen Haustarifvertrag, der Kreisverwaltung zufolge soll für die künftige einheitliche Kreisbusgesellschaft aber der Tarifvertrag „Nahverkehr Brandenburg“ gelten, den die Beelitzer Verkehrsgesellschaft anwendet. „Momentan stellen wir die Verträge gegenüber und vergleichen sie“, so Hennig. Seine Mitarbeiter würden derzeit zwar mehr Geld für Überstunden bekommen, der neue Vertrag sehe dafür aber eine bessere Altersversorgung für sie vor.
Wegen des bisherigen Haustarifvertrages wurde die Belziger Gesellschaft bei den Nahverkehrs-Warnstreiks im Frühjahr von Verdi nicht bestreikt. Die künftige „Verkehrsgesellschaft Potsdam-Mittelmark“ wird Hennig zufolge mit ihrer Tarifstruktur aber von Warnstreiks betroffen sein. „Als dann größtes Busunternehmen im Land wären wir für Streiks sicher ein lohnenswertes Ziel“, so Hennig.
Kostenloses Internet und USB-Steckplätze in den Bussen
Wo die neue „Verkehrsgesellschaft Potsdam-Mittelmark“, die 150 Busse betreiben und 360 Mitarbeiter beschäftigen wird, ihren Hauptsitz haben soll, ist derzeit noch unklar. Auch die Farbgebung der Busse muss noch abgestimmt werden, derzeit werden neue Fahrzeuge nur in neutralem Weiß beschafft.
Ob das zum letzten Fahrplanwechsel auf den drei wichtigsten Linien der Verkehrsgesellschaft Belzig eingeführte Konzept „PlusBus“ auf Buslinien im gesamten Kreisgebiet ausgeweitet wird, ist laut Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert noch unklar. Neben einem Stundentakt soll das Konzept durch kostenloses Internet in den Bussen und USB-Steckplätze zum Aufladen von Handys neue Fahrgäste anlocken. Schwinzert zufolge sei der Start erfolgreich verlaufen. Da das Konzept aber erst seit kurzer Zeit laufe, gebe es seitens der Kreisverwaltung noch keine konkreten Überlegungen, es auf andere Gebiete auszuweiten.
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