Potsdam-Mittelmark: Mindestlohn würde Kaufkraft stärken Institut untersuchte Niedriglohnsektor im Kreis
Potsdam - Mittelmark - Viel arbeiten und trotzdem nicht davon leben können: Im Landkreis Potsdam-Mittelmark sind rund 26 040 Menschen im Niedriglohnsektor beschäftigt. Sie arbeiten für weniger als 8,50 Euro in der Stunde.
Stand:
Potsdam - Mittelmark - Viel arbeiten und trotzdem nicht davon leben können: Im Landkreis Potsdam-Mittelmark sind rund 26 040 Menschen im Niedriglohnsektor beschäftigt. Sie arbeiten für weniger als 8,50 Euro in der Stunde. Das ist das Ergebnis einer Mindestlohn-Studie, die das Pestel-Institut in Hannover im Auftrag der Gewerkschaften Verdi und der Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) erstellt hat.
Wie berichtet haben die Wissenschaftler in einer deutschlandweiten Studie die Wirkungen des Mindestlohnes auf die Kaufkraft bis auf die regionale Ebene errechnet. Dafür haben sie sich auf Sozial- und Beschäftigtendaten, wie unter anderem dem Mikrozensus 2011, gestützt. Ihr zweites wichtiges Ergebnis: Würde man den Beschäftigten einen Mindestlohn von 8,50 pro Stunde bezahlen, würde die Kaufkraft im Landkreis Potsdam-Mittelmark um 55,1 Millionen Euro pro Jahr steigen. „Der Zuwachs an Kaufkraft würde nahezu eins zu eins in den Konsum gehen“, erklärte der Leiter der Studie, Matthias Günther.
Besonders beim Lebensmitteleinkauf würden sich geringe Löhne bemerkbar machen: „Wer von einem Niedriglohn lebt, für den sind die Käse- und Frischfleischtheke im Supermarkt tabu“, erklärt der Chef der Berlin-Brandenburgischen NGG, Uwe Ledwig, in einer Mitteilung am Mittwoch. Bei Lebensmitteln würden oft nur Sonderangebote oder Billigprodukte infrage kommen.
Laut Studie sind die Minijobs das Problem: „Wir gehen davon aus, dass von knapp 7,4 Millionen Minijobarbeitsverhältnissen in Deutschland zwei Drittel mit weniger als 8,50 Euro pro Stunde entlohnt werden“, so der Studienleiter. Nicht nur in der Gastronomie, dem Wachschutz und dem Einzelhandel seien niedrige Löhne üblich. „Auch in den Gesundheitsberufen wird wenig bezahlt“, sagt Günther. Er nannte das paradox: „Wenn Pflegepersonal knapp ist, müsste in einem System von Angebot und Nachfrage der Preis eigentlich steigen.“
Im Landkreis Potsdam-Mittelmark arbeiten laut Statistik der Arbeitsagentur 9 363 Personen in Beschäftigungsverhältnissen, für die sie monatlich maximal 450 Euro bekommen. Um überhaupt zu überleben, sind viele Geringverdiener auf staatliche Leistungen angewiesen. Laut Statistik des zuständigen Jobcenters Maia stocken 2712 Angestellte ihren Lohn im Landkreis mit Arbeitslosengeld II auf. Der eigentliche Anteil an Bedürftigen sei indes höher: „Man muss dabei beachten, dass nicht jeder zu uns kommt und Leistungen beantragt“, erklärte der stellvertretende Fachbereichsleiter Heinz Wachowski. Der Staat geht derzeit von monatlich 364 Euro und den Mietkosten aus, die zur Sicherung des Lebensunterhaltes erzielt werden müssen. Davon sind die meisten Aufstocker im Landkreis weit entfernt. 1 390 von ihnen würden weniger als 450 pro Monat verdienen, so Wachowski.
Laut Verdi würden viele Beschäftigte ihre Arbeitszeiten gern erhöhen. Das würde von manchen Unternehmen abgelehnt. „Das ist staatlich subventioniertes Lohndumping“, so Ledwig. Eva Schmid
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: