Potsdam-Mittelmark: Minuten, auf die es ankommt
In Schwielowsee gibt es jetzt schnelle Hilfe bei Herzinfarkt – durch die Feuerwehr
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In Schwielowsee gibt es jetzt schnelle Hilfe bei Herzinfarkt – durch die Feuerwehr Schwielowsee - Defibrillatoren sind handtaschengroß, in den USA gehören sie zum Standard in Flughäfen oder Spielkasinos. Denn Herztod ist in den Staaten die häufigste Todesursache. Jährlich sterben daran 450000 Menschen, in Deutschland sind es 100000. Doch die halbautomatischen Geräte (automatic external defibrillator, AED) können Leben retten – durch Elektroschocktherapie. Auch in Deutschland gibt es erste Erfahrungen mit Defibrillatoren, vor allem in öffentlichen Gebäuden. Seit kurzem verfügen auch die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Caputh, Geltow und Ferch jeweils über einen Defibrillator. 41 Feuerwehrleute aus Caputh und Geltow ließen sich in diesem Jahr als First Responder (Ersthelfer) ausbilden. Dieser zusätzliche Einsatz könne gar nicht hoch genug geschätzt werden, lobte Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) am Samstag beim Pressegespräch. Denn es bedeute für die Feuerwehrleute ständige Einsatzbereitschaft, da es in der Gemeinde keine Berufsfeuerwehr gibt. „Als wir erstmals von dem Projekt berichteten gingen spontan viele Hände nach oben“, erinnerte sich die Bürgermeisterin. Firmen und Gewerbetreibende aus der Region beteiligten sich mit Geldspenden, um die Geräte zu finanzieren, von denen eines 2300 Euro kostet. Doch anders als in Amerika, waren in Deutschland noch viele bürokratische Hürden zu überwinden, um im Landkreis die erste „First Responder Einheit“ zu gründen. Fragen der Versicherung waren zu klären, das amtliche Stichwort für den Einsatz und die Koordination mit den ärztlichen Rettungskräften. Zudem musste sich die Gemeinde Schwielowsee vetraglich mit dem Landkreis als Brandschutzträger abstimmen. Es sei schwer gewesen, auf einen Nenner zu kommen, erklärte Hoppe, stets gab es neue Auflagen. Erste Gespräche gab es schon 2001. Doch die Gemeinde boxte das Projekt durch. Und für die „First Responder Einheit“ wurde schließlich auch die geforderte ärztliche Leiterin gefunden, die Kosten für die ständige Weiterbildung stellt die Gemeinde bereit. Unterstützer des Projektes ist auch der Ex-Landtagspräsident Herbert Knoblich, der einst selbst Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr war und die Anregung zum Projekt vom Haussanitäter des Landtages, Ulrich Jochim, bekam. Beide sprachen dann mit dem Feuerwehrführer Christian Schulz und waren sich einig, dass eine schnelle Eingreifmannschaft vor Ort die Überlebenschancen im Notfall erhöhen würde. Außerdem hätten diese Ersthelfer eine gute Ortskenntnis und wären so oft schneller beim Patienten. Die Zeit zwischen Alarmierung und dem Eintreffen des Rettungsdienstes wird also verkürzt und die Sofortmaßnahmen könnten zwischen fünf und zehn Minuten schneller als bisher eingeleitet werden. Ulrich Jochim, der die Feuerwehrleute ausbildet, betonte, dass es bei einer Wiederbelebung auf jede Minute ankomme, da pro Minute die Chance einer Reanimation um zehn Prozent sinke. Auch Laien können den Defibrillator bedienen, wie Bürgermeisterin Hoppe bewies, denn alle Schritte, die ein Ersthelfer zu tun hat, weist ein Sprachrekorder an. Nach Aufkleben der Flächenelektroden und einer vollautomatischen EKG-Analyse wird der Helfer bei Kammerflimmern oder pulsloser elektrischer Aktivität aufgefordert, einen Stromstoß durch Knopfdruck auszulösen. Wie der Computer der Bürgermeisterin anschließend attestierte, verlief die Reanimation erfolgreich. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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