Potsdam-Mittelmark: Mit Abreißzetteln auf Azubisuche Noch immer sind 290 Lehrstellen im Kreis frei
Teltow - Nein, die Stellenanzeigen haben nichts genutzt. Auch nicht das große „Suche-Azubi“-Schild, das Ilka Engel am Zaun zur Hauptstraße aufgehangen hat.
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Teltow - Nein, die Stellenanzeigen haben nichts genutzt. Auch nicht das große „Suche-Azubi“-Schild, das Ilka Engel am Zaun zur Hauptstraße aufgehangen hat. Die Teltower Zahnärztin findet keinen Lehrling. Sogar in Supermärkten hat sie Abreißzettel angebracht – ohne Erfolg und das seit zwei Monaten. Die 41-Jährige will ihre Praxis am Ruhlsdorfer Platz vergrößern. Eine zweite Ärztin soll ihren Job antreten, nur die Helfer fehlen noch.
Leerstelle Lehrstelle – das kommt im Landkreis Potsdam-Mittelmark immer häufiger vor. Nach einer Statistik der Arbeitsagentur waren Mitte August im Landkreis noch 290 Lehrstellenplätze unbesetzt, in Potsdam waren es 171. Schulabgänger ohne Stelle gebe es kaum noch, sagt Isabel Wolling von der Arbeitsagentur. Mitte August zählte die Agentur 168 Unversorgte im Kreis. Statistisch fallen auf jeden Bewerber 1,73 offene Stellen. „Noch nie war es für Jugendliche so einfach, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden.“ Und noch nie war die Situation so herausfordernd für viele Unternehmen.
„Die Suche nach Zahnarzthelfern ist schon seit ein paar Jahren schwierig“, sagt Ilka Engel. Als sie vor zwölf Jahren ihre Praxis öffnete, hätten sich die Bewerbungen bei ihr noch gestapelt. Davon könne heute keine Rede mehr sein. Helfer werden gesucht. Engel hat sogar ihre Azubis losgeschickt, an der Berufsschule Schulfreunde abzuwerben – ein üblicher Vorgang in der Branche.
So findet sich die Ausbildung zum medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten unter den Top 10 der unbesetzten Ausbildungsstellen wieder. Noch mehr freie Plätze gibt es im Einzelhandel und in verschiedenen Berufen des Hotel- und Gaststättengewerbes, sagt Agentursprecherin Wolling. „Es gibt durchaus Bewerber im Landkreis, die sich für diese Berufe interessieren.“ Der Wettbewerb um die leistungsstärksten Schüler sei seitens der Unternehmen aber groß.
Das merken auch die Organisatoren der Regionalen Ausbildungsmesse in Teltow. Im Januar wird die siebte Messe ausgetragen, sagt Stadtsprecherin Andrea Neumann. War es anfangs schwierig, Unternehmen zu finden, die sich im Teltower Oberstufenzentrum präsentieren, sei die Nachfrage fast zu hoch. Bereits jetzt haben sich 46 Betriebe für die Messe am 25. Januar angemeldet – Platz ist für 70. „Der Erfolg der Messe ist in den vergangenen Jahren gewachsen.“ Unternehmen sollten sich beeilen, wollen sie sich den jungen Menschen präsentieren. Anmeldungen sind noch bis zum 15. September im Rathaus möglich.
Auch Ilka Engel weiß, dass sich die Jugendlichen ihre Lehrstelle aussuchen können. Deshalb versucht sie, Lehrlinge zu fördern. Für Abiturienten sei der Beruf des Zahnarzthelfers interessant. Nicht wenige Zahnärzte hätten ihre Karriere mit einer solchen Ausbildung begonnen. 560 Euro brutto bietet die Ärztin den Lehrlingen im ersten Jahr. „Auch die Übernahmechancen sind gut.“ Tobias Reichelt
www.ausbildungsmesse-teltow.de
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