zum Hauptinhalt
Ab in die Beeren. In Klaistow beginnt die Selbstpflücke.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Mit dem Eimer ins Feld

In Klaistow begann gestern die Heidelbeersaison und lockte bereits erste flinke Pflücker an

Von Enrico Bellin

Stand:

Beelitz - In sattem Dunkelblau hängen die Heidelbeeren bei Buschmann und Winkelmann in Klaistow an den Sträuchern. Zwischen den dichten Reihen des fast zwei Meter hohen Dickichts wimmelt es am Mittwochvormittag zur Eröffnung der Erntesaison von Besuchern, die die ersten Beeren mit nach Hause nehmen wollen. Also Korb geschnappt und mitgepflückt.

Einen Euro kostet der Pappkorb, in den etwa zweieinhalb Kilogramm Heidelbeeren passen. Wer selbst einen Eimer mitbringt, muss ihn vor dem Pflücken wiegen lassen. Und schon geht es in die zehn Hektar große Plantage. Danielle Kratzmann ist mit ihrem Mann Sven und Sohn Sven Maximilian mitten im Gesträuch. „Das Pflücken geht noch ziemlich gut, man kommt super an die großen Beeren ran.“ Die 30-Jährige aus Luckenwalde hat Spaß.

Eigentlich wollten sie mit ihrem Sohn, der seinen sechsten Geburtstag feiert, nur in den Klaistower Kletterwald. „Dann hat er die Heidelbeeren gesehen, und wollte sie unbedingt mal selbst pflücken.“ Statt im Korb landen die meisten Früchte, die er einmal in der Hand hat, aber im Mund. Die Verlockung ist einfach zu groß. „Besonders die großen Beeren sind lecker, außerdem wird der Korb so am schnellsten voll“, meint Vater Sven.

Das ist der Vorteil, am Eröffnungstag da zu sein. Noch hat einfach keiner die auf Schulterhöhe hängenden Beeren abgepflückt. Nach einer Viertelstunde geht es mit prall gefülltem Korb zum Wiegen. 4,85 Euro kostet das Kilogramm Heidelbeeren, Familie Kratzmann zahlt 12 Euro. Jetzt geht es noch eine Runde auf den Spielplatz, damit der Kleine heute Abend auch wirklich ausgetobt ist. „Aus der geplanten Stunde im Kletterwald wird so mal schnell ein halber Tag auf dem Hof“, sagt Danielle Kratzmann.

Auch Christa und Manfred Heinrichs aus Spandau verbringen gleich mehrere Stunden in Klaistow. Die Beeren frisch vom Strauch seien einfach viel leckerer als die aus dem Supermarkt. „Außerdem kann man sich hier sicher sein, dass man regionale Früchte kauft und das Betriebsklima auf dem Hof stimmt“, so die Berlinerin. Sie und ihr Mann kamen vorbereitet, jeder mit einem Fünf-Liter-Eimer. „Den hatten wir in einer halben Stunde voll“, sagt die rüstige 75-Jährige.

Kein schlechter Schnitt, meint der Chef des Hofes, Ernst-August Winkelmann. Von seinen 160 Pflückern schaffen die Besten aber 20 Kilogramm in der Stunde, also das Doppelte. „Die beste Technik ist es, die Beeren zwischen zwei Finger zu nehmen und abzuziehen“, so Winkelmann. Dabei sollte man immer auf die Rückseite der Heidelbeeren schauen: Ist die grün, sind die Früchte noch nicht reif und eher säuerlich. Profis fangen zudem unten am Strauch an zu ernten. Wer oben beginnt, reißt durch das Ziehen an den Ästen gleich die reifen Früchte mit ab, die weiter unten hängen. So sind die Wege in der Plantage bereits nach wenigen Stunden mit zertrampelten Heidelbeeren ausgekleidet.

Den Verlust sieht Ernst-August-Winkelmann gelassen, das sei im Preis für die Beeren eingerechnet. Wer selbst pflückt, spart trotzdem Geld: In der Schale kosten die Heidelbeeren derzeit 7,70 Euro pro Kilogramm, also fast drei Euro mehr, als wenn man selbst in die Plantage pilgert. Für Vorrat ist gesorgt: Fünf verschiedene Sorten der vitaminreichen Beere werden auf dem Klaistower Hof angebaut, die unterschiedliche Reifezeiten haben. Die Saison geht dadurch bis in den September hinein. Um dem wachsenden Ansturm auf regionale Früchte gerecht zu werden, wollen Buschmann & Winkelmann im kommenden Jahr ihre Anbaufläche auf 90 Hektar verdoppeln. Enrico Bellin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })