Potsdam-Mittelmark: Mit dem Gedanken an den eigenen Tod versöhnt
Der Berliner Johannes Bischoff übernahm Patenschaft für Grab auf dem Südwestkirchhof
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Der Berliner Johannes Bischoff übernahm Patenschaft für Grab auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf – Was ist es, was den Stahnsdorfer Südwestkirchhof so anziehend macht? Sind es die prunkvollen Grabmale, bewacht von Engeln aus Marmor oder Bronze ? Oder vielleicht die Oase der Stille zwischen riesigen Kiefern, Buchen und Ahornbäumen, die den Besucher empfängt wie ein lang ersehntes Geschenk? Das alles vermag Besucher des parkähnlichen Areals auf den ersten Blick faszinieren, doch die Begräbnisstätte birgt mehr. Denn in den Bildern und Inschriften verstecken sich Geschichten vergangener Menschenleben und viele der Namen, die ein aufmerksamer Spaziergänger nach und nach erspäht, wecken Erinnerungen. Ganz persönliche Erinnerungen verbindet der Berliner Johannes Bischoff mit dem Südwestkirchhof und der Stabholzkirche, in der er noch vor dem Mauerbau als Ministrant diente. Als er vor zwei Jahren aus der Zeitung erfuhr, dass der Förderverein des Südwestkirchhofes für historisch wertvolle Grabstätten Paten sucht, zögerte er nicht, sondern vereinbarte einen Termin. Bevor er einige Grabstellen aufsuchte, informierte er sich zuvor in einem Katalog, der 120 Objekte für eine Patenschaft offeriert. Bei den Grabstellen handelt es sich um erhaltenswerte Denkmäler, um die sich seit Jahren niemand mehr kümmert. Über eine Vereinbarung verpflichten sich die Paten, das Grabmal restaurieren zu lassen und weiterhin zu pflegen. Dafür können sie im Gegenzug die Grabstätte für sich und ihre Familie nutzen. Johannes Bischoff gefiel besonders eine Anlage im Begräbnisblock Epiphanien. Dort in der Nähe der Grabanlage des Chinaforschers Hermann Freiherr von Richthofen befindet sich eine freistehende Tafelwand, umgeben von Buchen und Kiefern. In der Mitte der Wand wurde eine Steinskulptur platziert, die hockend, den Kopf zwischen den Knien birgt. Rechts und links von der Trauerskulptur wurden neue Platten installiert, ebenso neu ist die Einfassung der Anlage. Erhalten blieb aber auch die „Schönheit des Verfalls“, zumindest an der oberen Kante des Grabmales als Moos. Johannes Bischoff hat es besonders die romantische Umgebung angetan. Ihn versöhnt so der Gedanke an den eigenen Tod, weil über seinem späteren Grab einmal Vögel zwitschern und Spechte hämmern werden, wie er hofft. Davon blieb der kleinen Besucherschar jedoch nur eine kleine Ahnung, als sie sich am Samstagnachmittag um das Grabmal versammelte, denn spätwinterliche Kälte kroch noch durch dicke Wintersachen. „Man muss Friedhöfe nicht nur als traurigen Ort sehen, sondern als Teil des Lebens“, meinte der Katholik während der feierlichen Zeremonie, bei der auch ein Kreuz von Pfarrer Horst Freyer geweiht wurde. „Dona nobis pacem“, steht darauf, was übersetzt „Schenk uns Frieden“ heißt. Das Kreuz, so der Pfarrer, sei auch als Zeichen der Hoffnung und Auferstehung zu sehen. Hoffnung auf den Erhalt weiterer wertvoller Grabmale hat auch Fördervereinschef Olaf Ihlefeldt. Da die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg Oberschlesische Lausitz als Eigentümerin damit überfordert ist, setzt der Förderverein seit drei Jahren auf Grab-Patenschaften, wie sie sich bereits in Städten wie Frankfurt und Bonn bewährt haben. Zwölf Paten wurden inzwischen für den Südwestkirchhof gefunden, weitere werden noch gesucht. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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