Potsdam-Mittelmark: Mit dem Suchwort Werder fing es an
David Sommerfeld hat Hunderte historische Postkarten aus seiner Heimatstadt gesammelt
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Werder (Havel) - Gustav war offensichtlich kein Mann vieler Worte: „sendet dir dein Bruder“, fügte er am 21. Oktober 1900 dem aufgedruckten „Grüße aus Werder“ hinzu, immerhin wollte er seinem Bruder von dem Ausflug in die Blütenstadt Bericht erstatten. Dass das Baumblütenfest seit über einem Jahrhundert Gäste in die Havelstadt lockt, beweist eine weitere Postkarte von 1898, gleich sechs Unterschriften sind unter der Grußbotschaft vom Fest zu finden. Diese beiden Postkarten und noch weitere 648 gehören David Sommerfeld. Der 31-jährige ist seit sieben Jahren auf der Pirsch nach Motiven aus seiner Heimatstadt.
Geboren in Nauen, wohnt David Sommerfeld inzwischen seit vielen Jahren in Werder. Als er 2005 bei einem Internetauktionshaus das Suchwort „Werder“ eingab, hat er noch nicht ahnen können, dass es der Beginn einer Leidenschaft wird. „Plötzlich waren ganz viele Postkarten auf dem Bildschirm, einige konnte ich ersteigern“, erinnert sich Sommerfeld an die Anfänge. Er liebt es die Motive wie etwa die Bismarckhöhe mit dem heutigen Zustand zu vergleichen. „Es ist toll, in Werder erkennt man immer noch vieles wieder“, seine Begeisterung teilt sich dem Zuhörer sofort mit. Bei seinen Betrachtungen hat er drei Phasen ausmachen können, schick-grau-schick. „Um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert schick, in den 70er Jahren grau und heute wieder schick", so seine Analyse.
An den Wochenenden geht David Sommerfeld gern mit seiner Frau Carola durch die Stadt spazieren, vergleicht dabei die Kartenmotive mit der heutigen Wirklichkeit, macht selbst hier und da ein aktuelles Foto. „Ich hab Glück, dass meine Frau mitmacht und voll dabei ist“, Sommerfeld genießt es. Die Geschichte die ihn heute gefangen nimmt, hat ihn in der Schule indes noch nicht begeistert. Da waren Deutsch und Englisch die Lieblingsfächer, dazu Sport, als Jugendlicher war er Ringer. „Vielleicht lag es an der Art wie der Stoff vermittelt worden ist“, versucht er, eine Erklärung zu finden.
Jüngst stellte Sommerfeld einen Teil der Sammlung in einem Vortrag im Werderaner Schützenhaus vor, selbstverständlich war das Gebäude ebenfalls auf mehreren Postkarten vertreten. Bürgermeister Werner Große ist von dem Hobby des jungen Mannes begeistert und kann sich durchaus auch eine Ausstellung der historischen Karten im Ort vorstellen. Zum Vortrag im Schützenhaus kam auch Heinz Hofmann – der 80-jährige Senior wohnt seit 16 Jahren in der Stadt. Er ist stolzer Besitzer von etwas über 10 000 Karten. Allerdings mit unterschiedlichen Motiven. „Bei einer Wohnungsauflösung vor vierzig Jahren habe ich einige Kisten mit Karten gefunden“, erinnert sich Hofmann an den Beginn seiner Sammlung. „Zu DDR-Zeiten hießen wir Philokartisten und waren im Kulturbund organisiert“, erzählt er.
Langsam will Hofmann die Postkarten nun in andere Sammlerhände weitergeben, da seine Kinder und Enkel kein Interesse an dem Hobby haben. Er hofft, dass Sommerfeld das eine oder andere Motiv gebrauchen kann. „Ihm kann man damit eine Freude machen. Es wäre schade wenn solche Sammlungen im Müll landen“, sagt er. Hoffmann hat jetzt die Herausgabe eines Kalenders mit den historischen Motiven geplant. „Als Geschenk für Freunde habe ich bereits Einzelexemplare angefertigt, es ist gut angekommen“, freut er sich über das Echo und hofft, demnächst damit auch vielen Werder-Fans eine Freude zu machen.
Andreas Koska
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