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Potsdam-Mittelmark: Mit der Super-Idee zum Bundesfinale

Jugend forscht: Beelitzer Schüler haben eine Rollstuhl-Steighilfe erfunden

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Beelitz / Potsdam - „Das ist eine SuperIdee“, attestierte der Landes-Behindertenbeauftragte Rainer Kluge den beiden Schülern. Martin Härtel und Christian Scherer aus der 11. Klasse des Beelitzer Sally-Bein-Gymnasiums haben eine Zusatzausrüstung für Rollstühle erfunden, mit der Bordsteinkanten oder auch eine Stufe überwunden werden können. Gestern stellten sie ihren Spezialrollstuhl im Landtag beim SPD-Fraktionschef Günter Baaske vor. Kennengelernt hat er die beiden 17-jährigen Tüftler bei der Veranstaltung „Schule und Wirtschaft“ in Beelitz. „Mir hat imponiert, mit welcher Begeisterung sie von ihrer Erfindung gesprochen haben“, sagte Baaske.

Schüler des Beelitzer Gymnasiums hatten bereits zuvor schon mit einer Erfindung auf gleichem Gebiet für Aufsehen gesorgt. Damals ging es um eine spezielle Hubtechnik, mit der Rollstühle zum Beispiel an einem Regal nach oben gehievt werden können. Die neueste Erfindung hat nach Einschätzung des Behindertenbeauftragten noch einen größeren praktischen Wert. „Grundsätzlich streben wir zwar Barrierefreiheit an, doch es wird immer wieder Bordsteine oder eine einzelne Stufen geben, die ein Rollstuhlfahrer ohne Hilfe nicht überwinden kann.“

Die Steighilfe für den Rollstuhl besteht aus vier kleinen zusätzlichen Rädern mit elektrisch betriebenen Ausfahrzylindern und einem Kettenantrieb um den Rollstuhl mechanisch nach vorn auf die Stufe zu bewegen. Die Bedienung erfolgt recht einfach über vier verschiedene Knöpfe wie bei elektrischen Fensterhebern im Auto. Der Behindertenbeauftragte ist überzeugt vom Praxisnutzen dieser Konstruktion. Nach seinem Kenntnisstand gibt es bisher kein ähnliches Gerät.

Überzeugt haben die beiden Beelitzer Gymnasiasten mit ihrer Idee auch bei den Wettbewerben von „Jugend forscht“. Mittlerweile haben sie bereits die Qualifikation zum Bundesfinale vom 18. bis 21. Mai in Freiburg geschafft. Von der Christoffel Blinden Mission gab es bereits den Sonderpreis „Innovation für Menschen mit Behinderung“.

Doch wie kann verhindert werden, dass diese Erfindung dann doch wieder ungenutzt in der Versenkung verschwindet? Günter Baaske gab den Rat, das Projekt deutschlandweit patentieren zu lassen und es dann an eine Herstellerfirma zu verkaufen. Allein eine deutschlandweite Patentierung koste jedoch etwa 5000 Euro, für die Schüler eine viel zu hohe Summe. Baaske hat deshalb bereits mit der AOK Brandenburg Kontakt aufgenommen. Möglicherweise kann die Krankenkasse hier helfen.

Rainer Kluge hofft, dass die Erfindung der beiden Beelitzer auf diesem Weg eines Tages von vielen Behinderten genutzt werden kann. „Wichtig wäre, die Steighilfe als Baukastensystem praktisch für jeden Rollstuhl zu konzipieren.“ Nicht zuletzt muss der Hersteller dann in einem sehr langen Verfahren Qualität und therapeutischen Nutzen des neuen Gerätes nachweisen, um eine Finanzierung durch die Krankenkassen zu erreichen.

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