Potsdam-Mittelmark: Mit Donnerhall eröffnet
Bürgerservice und Kultur: Schützenhaus in Werder am Samstag offiziell übergeben
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Werder (Havel) - Eine weitere Perle reiht sich ins Ensemble der Inselstadt von Werder: Mit dem Schützenhaus wurde am Samstag offiziell das neue Bürgerzentrum und Kulturhaus der Stadt eröffnet. Der Name „Schützenhaus“ soll bleiben, wie Bürgermeister Werner Große (CDU) am Samstag bekanntgab, auch wenn künftig Bürgerservice, Plenar- und Veranstaltungssaal sowie Kunstgalerie unterm Dach des komplett umgebauten Gebäudes firmieren werden.
Der Schriftzug „Schützenhaus“ auf dem Schmuckgiebel an der Straßenfront ist unauffällig im Sandsteinton der Fassade gestrichen. So erinnerte vor allem der Donnerhall von drei Salutschüssen aus der Kanone der Schützengilde daran, mit welchem Kapitel preußischer Geschichte der Name verbunden ist. Der König selbst soll es gewesen sein, der Taler aus der Staatskasse für das Domizil der Schützen stiftete.
Mehrere Male war der Vorgängerbau von 1796 umgebaut worden bis er 1855 Bühne und Treppenhaus bekam. 1939, so Bürgermeister Große, feierte die Schützengilde in dem Gebäude ihr letztes Fest. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie enteignet. Zuletzt nutzte der VEB Elektronische Bauelemente das Haus, ehe es ab 1990 dem Verfall preisgegeben war. Bevor die Stadt vor rund sechs Jahren die Ruine kaufte, hatte sie den Erwerb schon einige Zeit ins Auge gefasst, um ein neues Rathaus zu bauen. Belegt wird das durch die Tatsache, dass die Stadtväter schon vor zehn Jahren beschlossen, beim Straßenbau „noch ein Rohr in die Erde zu legen“. Durch das Rohr verläuft heute eine Standleitung, die die Datenautobahn des Bürgerservices mit den anderen Fachbereichen des Rathauses verbindet.
Die Weitsicht erspart dem Stadthaushalt künftig hohe Telefonkosten. Nicht gerade billig sei zwar der Umbau des Schützenhauses mit 3,4 Millionen Euro geworden, wie Werner Große einräumt. „Aber das Ergebnis ist eine super Sache.“ Dazu trug auch eine Fördersumme von 1,8 Millionen Euro bei. Etwas gedulden müssen sich die Gäste des neuen Sportrestaurants mit Biergarten, der Küchenherd ist noch nicht geliefert. Das Restaurant mit Vereinsgaststätte des WFC wird 60 Plätze haben, plus 100 Plätze im Biergarten mit Blick auf die Föhse.
Auch an den Außenanlagen wird noch gebaut, demnächst soll gegenüber ein Parkplatz mit 150 Plätzen errichtet werden. Die zahlreichen Eröffnungsgäste, unter ihnen Saskia Funck (CDU) und Andreas Bernig (Linke), waren beeindruckt vom repräsentativen Bau, der sich innen funktional zeigt. Die gläserne Hoffront oder das Treppenhaus, das drei Geschosse zur Eingangshalle verbindet, setzen moderne Akzente. Auch die Gebäudetechnik entspricht neuestem Standard. Über ein Touchpanel am Eingang des Saales können Lampen, Jalousien, Heizung und Entlüftung gesteuert werden.
Doch viele Gäste wollten zuerst ganz nach oben, ins „Kunst-Geschoss“. Die „Freude der Entdeckung genießen“, so schrieben sie ins Gästebuch und bedankten sich bei Kurator Frank W.Weber dafür, dass die Bilderschau „Werder auf so schöne Weise ein neues Gesicht gibt“. Derweil betrachteten draußen drei Herren der Schützengilde den Giebel mit wehem Blick und stimmten überein, dass für den Schriftzug eine auffälligere Farbe besser gewesen wäre. „Aber wenigstens die Buchstaben sind fest dran“, tröstete sich das Trio. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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