Potsdam-Mittelmark: Mit Ellenbogen gegen „Ellenbogenmentalität“
Bürgermeisterkandidat Ahrens droht Ausschluss aus der SPD
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Bürgermeisterkandidat Ahrens droht Ausschluss aus der SPD Von Henry Klix Amt Michendorf. Konkurrenz aus den eigenen Reihen bekommt der parteilose Michendorfer Bürgermeisterkandidat Eckhard Reinkensmeier: Die Michendorfer SPD will ihn zur Wahl am 26. Oktober nominieren (PNN berichteten), doch der Wildenbrucher SPD-Mann Wilfried Ahrens will ebenfalls für den Posten antreten. Rechtlich ist eine Kandidatur Ahrens als Einzelbewerber zwar möglich, doch droht dem ersten Nachwende-Umweltamtsleiter von Potsdam-Land (1990 bis 91) und ehemaligem SPD-Kreistagsmitglied für diesen Fall ein Parteiausschlussverfahren, wie Michendorfs Ortsvereinsvorsitzende Susanne Melior gegenüber PNN klarstellte. „Das ist in den SPD-Statuten eindeutig so festgelegt.“ Dass die SPD nicht von sich aus Ahrens aufstellen will, hat offenbar gute Gründe: Ihm werden quasi keine Chancen eingeräumt. In den Reihen der Sozialdemokraten hatte es wegen ihm überdies schon im Vorfeld geknistert. Der Hintergrund: Bis vor kurzem gab es im Amt Michendorf zwei Ortsvereine – Langerwisch, Michendorf, Wilhelmshorst und Stücken mit 37 Mitgliedern und Wildenbruch und Fresdorf mit 7. Ahrens war Vorsitzender des Wildenbruch-Fresdorfer Ortsvereins und galt in den letzten Wochen als Verhinderer einer Fusion beider Gruppen. Am Dienstag hatte der SPD-Unterbezirksvorstand dann den Zusammenschluss festgelegt, auch damit ein vollständiger Ortsverband der künftigen Großgemeinde den SPD-Bürgermeisterkandidaten küren kann. Am 9. September soll ein neuer Ortsverbands-Vorstand gewählt werden. Dann steht auch die Aufstellung der Gemeindevertreter-Kandidaten und die Nominierung Reinkensmeiers auf der Tagesordnung. Wird Ahrens teilnehmen? Seine Antwort lautet „Ja“, denn er wolle sich ein Bild über die Mitglieder des neuen großen Ortsverbands machen, die er noch nicht kenne. Ungeachtet dessen und auch ungeachtet der Drohung des Parteiausschlusses werde er als Einzelkandidat antreten, bestätigte er den PNN. Mit dem Sammeln der 44 dazu nötigen Unterstützerunterschriften habe er dieser Tage begonnen. Innerhalb der SPD gegen Reinkensmeier anzutreten, was ansich nahe liegend wäre, darin sieht Ahrens unterdessen keinen Sinn. Warum? Der promovierte Meteorologe, der beim Wetterdienst und in der Umweltverwaltung gearbeitet hat, von 1994 bis 2000 Verwaltungshilfe in der Umweltadministration Usbekistans leistete und derzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Cottbus tätig ist, kritisiert die „Ellenbogenmentalität“ in der SPD von Michendorf und Langerwisch. Organisatorisch und bei der Einhaltung von Formalien hält er den neu zu bildenden Ortsverein mit der Wahlvorbereitung für überfordert, weswegen er auf dessen Unterstützung verzichten wolle. Schon die Unterschrift zur Einladung zur Mitgliederversammlung am 9. September sei nicht korrekt: Der Unterbezirksvorsitzende müsse einladen. Das habe aber die stellvertretende Unterbezirsvorsitzende aus Langerwisch, Susanne Melior, getan – ohne, dass ihre Funktion als „Vize“ in der Unterschrift vermerkt sei. Ahrens hält sich gerne an solchen Kasuismen auf, und seine Kritik richtet sich dabei besonders gegen Melior. Sie würde ihre Interessen in der SPD des Amtsbereiches Michendorfs seit jeher ohne Rücksicht auf Wildenbrucher Befindlichkeiten durchsetzen. Ahrens selbst ist SPD-intern indes nicht unumstritten: Der 54-jährige wird schon seit Jahren als „Gründungsstöpsel“ bezeichnet, der über die Rolle als „Funktionsträger“ hinaus nicht viel geleistet habe. Denn seit dem Aufbau seines Ortsvereins 1990 fungierte er als Vorsitzender, seitdem gab es aber auch keine Mitgliederentwicklung und keine nachhaltigen Impulse von ihm, heißt es aus SPD-Kreisen. Seine zeitweise Tätigkeit in der Wildenbrucher Gemeindevertretung fand offenbar auch nicht den gewünschten Widerhall im Ort: Mehrheitsentscheidungen, die er nicht mitgetragen hatte, versuchte Ahrens im Nachhinein durch polemische Briefkampagnen oder die Kommunalaufsicht wieder zu kippen, heißt es aus dem Ort. Rechtliche Haarspalterei sei ihm dabei häufiges Mittel zum Zweck gewesen. Und er bekam dafür wohl auch die Quittung: Obwohl er bei der letzten Kommunalwahl auf dem ersten Listenplatz seiner Partei stand, wurde nicht er, sondern zwei nachfolgende Kandidaten gewählt. Ob er damit leben könne, angefochten zu werden? Von Ahrens kommt ein klares „Ja“. Er könne sogar damit umgehen, eine Wahl zu verlieren. Das gehöre in der Kommunalpolitik dazu. Für seine Kandidatur nennt er aber eine starke Motivation: „An den bestehenden Machtkonstellationen muss sich einiges ändern. Ich habe jahrelang mit angesehen, wie die Verwaltungsspitze die Bürger nicht nach Gesetzesgebot und nicht zum Wohl der Gemeinde verwaltete.“ Widerständler Ahrens will es, all seinen Lästerern zum Trotz, endlich ändern. Seine erste Briefkampagne zur Bürgermeisterwahl soll bereits laufen.
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