Potsdam-Mittelmark: Mit Gewalt gegen die Ex-Freundin
30-jähriger Werderaner in Potsdam vor Gericht
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Werder (Havel)/Potsdam - Eingeworfene Fenster, Tritte gegen das Auto, Schläge ins Gesicht: Mit ungeheurer Brutalität soll ein 30-jähriger Werderaner in den vergangenen beiden Jahren gegen seine 26-jährige Ex-Freundin und weitere Personen aus seinem Umfeld vorgegangen sein. Seit Montag muss er sich dafür vor dem Potsdamer Amtsgericht verantworten. Zwischenzeitlich war ihm bereits gerichtlich untersagt worden, sich seiner ehemaligen Lebensgefährtin zu nähern. Offenbar setzte er aber auch danach noch seine Angriffe gegen die Mutter seiner beiden Kinder fort. Seit April sitzt der Angeklagte in Untersuchungshaft. Ihm droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe.
Auf der Liste der Vorwürfe stehen mehr als 30 Einzeltaten: Zuwiderhandlungen gegen gerichtliche Anordnungen nach dem Gewaltschutzgesetz, vorsätzliche Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Beleidigungen und Hausfriedensbruch. Selbst der Angeklagte zeigte sich von der Vielzahl der Taten überrascht. Die Anklageschrift habe ihn „verblüfft“, erklärte Sebastian P. Einige Taten räumte er ein, an andere vermochte er sich nicht zu erinnern. Unter anderem soll er einen Ziegelstein gegen das Schlafzimmerfenster seiner Ex-Freundin, einen weiteren gegen das Kinderzimmerfenster geworfen haben. Neben dem Fenster stand das Bett seines Sohnes. Billigend habe er in Kauf genommen, ihn zu verletzen, hieß es. In anderen Fällen soll er seine Lebensgefährtin mehrfach geschlagen, sie gewürgt oder ihr mit dem Tode gedroht haben. Bei einem der Schläge brach ihr Nasenbein. Der Angeklagte wollte das nicht bestätigen, räumte aber ein: „Ich war überfordert.“
Vor sieben Jahren hatte der damals 23-Jährige seine Ex-Freundin kennengelernt. Anfangs lief alles gut, erzählte er. Nach zwei abgebrochenen Ausbildungen zum Gärtner und Tischler verdiente er sich sein Geld auf dem Bau, war viel auf Montage. Vor zwei und vier Jahren kamen die beiden Kinder zur Welt. P. baute die Wohnung aus. Dann wurde alles zu viel und „lief aus dem Ruder“. Er habe zu Alkohol und Drogen gegriffen, wurde arbeits-, schließlich obdachlos. Immer wieder habe ihn seine Ex-Freundin zu sich geholt, erklärt er. Auch seine Mutter bestätigte das. „Das kann doch alles nicht so gewesen sein“, erklärte sie. „Einen Abend kommt die Polizei, am nächsten Tag sind sie Hand in Hand durch Werder spaziert.“ Auch seine Mutter soll der Angeklagte tätlich angegriffen, sie mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen haben. „Ich war ja selbst schuld“, sagte die 55-jährige Altenpflegerin gestern. „Ich habe ihn provoziert.“ Wie andere Zeugen berichteten, soll der Angeklagte außerordentlich aggressiv gewesen sein, die Motive seiner Angriffe blieben zunächst unklar. Am Montag wird der Prozess fortgesetzt. Dann wird die Ex-Freundin des Angeklagten gehört. S. Schuster
S. Schuster
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