Von Henry Klix: Mit „Heinz und Helmut“ ist es vorbei Das Aus für die Glosse im „Havelboten“
Schwielowsee - „Heinz und Helmut“ heißt eine Rubrik im Heimatblatt der Gemeinde Schwielowsee, dem „Havelboten“. Die beiden fiktiven Mitbürger unterhalten sich über Müllabfuhr und Hundedreck, laute Nachbarn und lästige Werbepost – handfeste Themen, das klingt nicht immer geschliffen.
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Schwielowsee - „Heinz und Helmut“ heißt eine Rubrik im Heimatblatt der Gemeinde Schwielowsee, dem „Havelboten“. Die beiden fiktiven Mitbürger unterhalten sich über Müllabfuhr und Hundedreck, laute Nachbarn und lästige Werbepost – handfeste Themen, das klingt nicht immer geschliffen. In der jüngsten Ausgabe des Blattes ging es mal wieder um jene umstrittene Gruppe von Caputhern, die mit ihrer „Blütenviertel GbR“ für die zentrale Gärtnereibrache auf eine anspruchsvolle Ökosiedlung dringt – landläufige Pläne für einen Netto-Discounter und 35 Wohneinheiten im Hinterland stehen dem entgegen.
Heinz und Helmut wollen den Netto, die Notwendigkeit der „Kaufhalle“ haben sie schon häufig ausdiskutiert. Aus dem Westen würden nicht immer die besten Fachleute kommen, sagt Heinz nun im jüngsten Havelboten mit einem Seitenblick auf die Blütenviertler. Helmut antwortet: „Ich glaube, da ist was Wahres dran. Aber im Großen und Ganzen ist Schwielowsee ... von großen Westnieten mit ihrem scheinheiligen Blick verschont geblieben.“ Im Großen und Ganzen!
In diesem Stil geht es weiter, an der Blütenviertel GbR wird kein gutes Haar gelassen. Der kantige Ton der Glosse hat schon zu deftigen Leserbriefen geführt, auch von den Blütenviertlern. Der jüngste Dialog der beiden Herren brachte das Fass zum Überlaufen: „Die Heimatzeitung darf mit ihrer Art der Berichterstattung auf keinen Fall dazu beitragen, Bürger unserer Gemeinde zu verunglimpfen und das Zusammenwachsen von Ost und West zu boykottieren“, schrieb Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) an die Redaktion. Der Havelbote diene „nicht zur politischen Willensbildung und ist keine Plattform für Interessenvertretungen“. Hoppe droht recht deutlich mit Konsequenzen: Der Gemeindehaushalt soll am Donnerstag beschlossen werden, es geht um den halben Etat des Blättchens. Hoppe: „Zuschüsse waren ursprünglich in Höhe von 12 200 Euro geplant.“ Ursprünglich!
Der Unmut ist nicht allein im Büro der Bürgermeisterin gewachsen: Der Inhalt des Schreibens wurde im Hauptausschuss abgestimmt, bestätigte BBS-Mann Jürgen Scheidereiter auf PNN-Anfrage. „In letzter Zeit sind ein paar Sachen im Havelboten unschön gelaufen.“ Am Montagabend ließ sich Kerstin Hoppe persönlich in der Redaktion blicken, es soll hart zur Sache gegangen sein. Die Rubrik „Heinz und Helmut“ wird es nicht mehr geben, „für längere Zeit“, wie Redaktionsleiterin Ingrid Dentler auf Nachfrage erklärte. Man wolle darauf verzichten, Themen „unsinnig aufzubauschen“, die Rolle des Havelboten soll sich aber nicht ändern, eine „generelle Zensur“ werde es nicht geben. Eine „generelle“!
Heinz-und-Helmut-Autor Wolfgang Post denkt laut darüber nach, ob der Havelbote vor der Bürgermeisterwahl am 24. Oktober einen Maulkorb verpasst bekommt? Aus Helmuts Sicht macht das vielleicht sogar Sinn, denn wie sagt Heinz: „Die Caputher brauchen eine große Kaufhalle. Wenn die Gemeindevertreter und die Bürgermeisterin das nicht in den Griff kriegen, dann tut’s mir leid.“
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