Von Tobias Reichelt: Mit Helm über den Zebrastreifen
Kleinmachnower Schüler nehmen mit Staatssekretär Bretschneider ihren Schulweg unter die Lupe
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Kleinmachnow - Die elfjährige Lea hat ein Problem auf ihrem Schulweg. „Hier“, sagt sie und tippt auf eine Kleinmachnow-Karte. „Da hat mich eine Fahrradfahrerin angemeckert, weil ich auf der falschen Seite gefahren bin, aber ich kann dort gar nicht anders“, sagt Lea. Der nächste Zebrastreifen, um die Straßenseite zu wechseln und den schmalen Radweg für den Gegenverkehr freizumachen, ist erst ein paar Meter weiter. Und woanders über die Straße laufen, das hat Lea in der Schule gelernt, soll sie nicht. Auch Schulfreundin Ricarda nickt eifrig. „Hier ist alles richtig eng“, sagt sie und kreist mit ihrem Finger das Gebiet rund um die Eigenherd-Grundschule ein.
Bäume, Schilder, parkende Autos oder Mülltonnen versperren vielen Kleinmachnower Schülern den sicheren Weg zu ihren Schulen. Das weiß auch Volker Haß. Er ist Physiklehrer an der Eigenherd-Schule und für das Staatliche Schulamt als Fachberater für Verkehrserziehung zuständig. Um schlimme Unfälle auf den Schulwegen zu vermeiden, macht er sich regelmäßig mit den Klassen der Eigenherd-Schule auf die Suche nach Gefahrenquellen, um die Schulwegpläne der Gemeinde zu aktualisieren. Gestern begleitete ihn Brandenburgs Verkehrsstaatssekretär Rainer Bretschneider (SPD) bei dem Rundgang mit der 6c.
Schon von weitem war der mit Warnwesten bekleidete Tross um den Staatssekretär am Straßenrand zu sehen – auch für die Autofahrer. „Guck dir das mal an, die fahren alle langsamer, wenn wir hier stehen“, sagte Bretschneider, ehe er – ohne den nahen Zebrastreifen zu nutzen – die Straßenseite wechselt. Hier wartete bereits Sechstklässler Moritz mit einer Stoppuhr in der Hand auf den Politiker. „Acht Sekunden“, sagt Moritz – „keiner fährt schneller als 45 km/h“, bestätigt er Bretschneiders Beobachtung.
Mithilfe einer 100 Meter langen Messstrecke an der Ernst-Thälmann-Straße konnten die Schüler mit ihrer Zeitmessung das Tempo der vorbeifahrenden Autos errechnen. Physik und Sicherheit in einem, freut sich Lehrer Haß – und auch Bretschneider ist zufrieden.
Die Eigenherd-Schule handele vorbildlich. Nicht ohne Grund sei er hierhergekommen, um den landesweiten Schulwettbewerb „Lieber sicher. Lieber Leben“ zu starten, so Bretschneider. Für alle 3. bis 6. Klassen im Land gibt es seit gestern eine Fahrt in den Abenteuerpark Potsdam zu gewinnen. Dazu müssen sie rund um ihre Schule Gefahrenpunkte aufspüren, auflisten und bis Ende April zu einer Verkehrsgeschichte verarbeiten.
Siegurd Hahn vom Netzwerk Verkehrssicherheit verfolgt mit der Aktion ein weiteres Ziel: Zu wenige Schulen haben bereits einen Schulwegplan, sagt er. Auch in Kleinmachnow werde noch am Plan für die Seeberg-Grundschule gearbeitet. Wichtig sei, die Perspektive der Kinder zu beachten. Sie sehen die Verkehrswelt mit anderen Augen, wenn sie zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind.
Die Schüler der Klasse 6c kommen fast alle mit dem Fahrrad zur Eigenherd-Schule. „Und wer von euch trägt dabei einen Helm?“, fragte Staatssekretär Bretschneider abschließend in die Runde. Nur sechs Kinder meldeten sich. Das muss besser werden – und vielleicht ist das schon die Moral der ersten Verkehrsgeschichte: Helme tragen und Zebrastreifen nutzen ist Pflicht!
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