DasWAR’S: Mit Jan und Tini bei der Bahn
DasWAR’S Peter Könnicke bei einem Werkstattbesuch Als ich mich in dieser Woche über irgend etwas aufgeregt habe, empfahl mir ein Kollege, aus dem Fenster zu sehen. Dort fährt in der Halle der Wilhelmgalerie eine Eisenbahn im Kreis.
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DasWAR’S Peter Könnicke bei einem Werkstattbesuch Als ich mich in dieser Woche über irgend etwas aufgeregt habe, empfahl mir ein Kollege, aus dem Fenster zu sehen. Dort fährt in der Halle der Wilhelmgalerie eine Eisenbahn im Kreis. Eine bunte Lokomotive zieht zwei Waggons durch eine verschneite Landschaft. Das beruhigt. Ich habe nie verstanden, was an Zügen und Bahnhöfen so faszinierend sein soll, warum es im Fernsehen Eisenbahn-Journale gibt und wieso sich erwachsene Menschen Modelleisenbahnen ins Wohnzimmer stellen. Deshalb verspürte ich wenig Lust, am Donnerstag nach Schöneweide zu fahren, wo das erste Schild für den Teltower S-Bahnhof präsentiert werden sollte. Doch ich war mir der Signalwirkung dieses ersten Schildes bewusst und machte mich auf den Weg. Ich war überrascht, wie viele Kollegen da waren. Es musste sich in der Szene herumgesprochen haben, dass die S-Bahn ihre Werkstattpforte öffnet. Die gesamte Fachjournaille war da. Bei der Pressekonferenz glänzten die Kollegen: Sie wussten, dass auf Berlins Bahnhöfen das Wegeleitsystem der Serie DS 800 ausläuft und jetzt das Modul 813 kommt. Sie waren sich einig, dass die zentrierte Schrift auf den Bahnhofsschildern in Österreich hässlich ist. Und sie nutzten die Gelegenheit, um die Bahn-Schildermacher zu fragen, was noch unerforscht scheint: „Wer hat die Schilder zu Hitlers Zeiten gemacht?“ Spätestens jetzt war mir klar: Ich stand auf dem falschen Bahnsteig. Ich war froh, als man uns in die Werkstatt führte, wo ich hautnah erleben konnte, wie ein Modul 813 entsteht. Ich kam mir vor wie bei „Jan und Tini auf Reisen“, die beiden Trickfiguren aus dem DDR-Fernsehen. Die fuhren mit ihrer Silberhummel, einem lustigen Cabriolet, durchs Land und haben wichtige Produktionsstätten besucht. „Das ist der Papa von Tim. Er ist Brigadier “ So begannen die Geschichten. Am Donnerstag wollte uns Tims Papa zeigen, wie aus einem großen Blech ein Bahnhofsschild wird. Und um mich herum stand der geballte Bahnhofssachverstand mit gezückten Kameras in Lauerstellung. Als ich mir heute Morgen die Eisenbahn in der Wilhelmgalerie genauer angesehen haben, ist mir aufgefallen, dass die Schrift an der Bahnstation zentriert ist. Mir ging plötzlich die Melodie von „Jan und Tini“ durch den Kopf. Ich frage mich, warum ihre Silberhummel eigentlich nie wirklich in Serie gegangen ist.
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