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Potsdam-Mittelmark: Mit Kienspan beleuchtet

Heimatmuseum Teltow nahm Motto wörtlich / Neues im Industriemuseum

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Teltow - Wenn einst zur Winterszeit Talglichte und Fackeln entzündet wurden, sollte nach nordischem Brauch die Sonne ermutigt werden, die Dunkelheit zu besiegen und zurückzukehren. Solche Vorgänger der Kerzen konnten Besucher am Samstag im Teltower Heimatmuseum besichtigen, das auch in diesem Jahr seine Türen zur Dritten Nacht der Museen öffnete und sich ganz dem Motto „Feuer und Flamme“ verschrieben hatte. Zu sehen war auch ein brennender Kienspan, ein sehr rußendes Leuchtmittel, das lange Zeit in den Häusern einfacher Leute für etwas Licht am Abend sorgte. Starken Ruß verbreiteten einst auch die Talgkerzen, die meist aus Hammeltalg oder Rinderfettgewebe hergestellt wurden und auch entsprechend rochen. Dagegen wurden in Adelshäusern und Kirchen vorwiegend Kerzen aus Bienenwachs angezündet.

Lange Zeit waren Kerzen kostspieliger als Öllampen. Zuerst waren das nur einfache Schalenlampen aus Stein oder Ton, gefüllt mit dickflüssigen Brennstoffen wie Öl, Talg oder Fett. Mit der Entdeckung des Petroleums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lösten Petroleumlampen in kurzer Zeit die Öllampen ab. Das neue Leuchtmittel war nicht nur billiger, es brannte auch länger.

Doch Feuer war in früheren Zeiten nicht nur Wärme- und Lichtmittel sondern auch wichtig fürs Handwerk. Das demonstrierte der Kleinmachnower Jens Albert an seiner Feldschmiede, die im Hof des Museums stand und vor allem von den Kindern bestaunt wurde. Auf etwa 1000 Grad erwärmt sich Schmiedekoks, um Eisen zum Glühen zu bringen, erzählte Albert und formte dann mit kräftigen Hammerschlägen Haken daraus.

Wie sehr sich die Arbeitswelt im letzten Jahrhundert veränderte, erlebten Besucher des Industriemuseums, das ebenfalls zur Museumsnacht geöffnet war und einige neue Ausstellungsstücke zeigte. Besonders die 1984 hergestellte Audatec-Anlage aus dem Geräte- und Reglerwerk interessierte die Besucher, da betriebliche Prozesse mit dieser Anlage noch immer simuliert werden können. Über ein Netzwerk sind alle Komponenten miteinander verbunden und liefern so beispielsweise Ergebnisse über Druckmessungen oder den Stand von Flüssigkeiten. Läuft ein Prozess nicht optimal wird das optisch oder akustisch signalisiert, in Notfällen fährt sich die Anlage auch stufenweise selbst zurück. Die Audatec war noch bis Anfang der 90iger Jahre in einer Schwedter Raffinerie im Einsatz.

Über eine zentrale Steuerung werden auch Asphaltmischanlagen betrieben, wie sie seit 1994 von der Teltomat Maschinen GmbH produziert werden und nun als Modell im Industriemuseum zu sehen sind. Der Verein des Museums, fühlt sich aber nicht nur der Historie verpflichtet, sondern nutzt seine Kontakte zu Firmen auch, um Schülern Praktika in Betriebe zu vermitteln. Museumsleiter Michael Burmeister: „Schüler können so lebensnah erfahren, welche beruflichen Möglichkeiten sie in der Region haben. Das sind oftmals Berufe, die viele gar nicht kennen, die aber interessant sind und auch Zukunft haben.“

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