
© Eva Schmid
Potsdam-Mittelmark: Mit Kissen und Chilis Geld verdienen
Selbstgemachtes im Internet zu verkaufen liegt im Trend. Zwei Beispiele aus Mittelmark zeigen, was auf der Online-Verkaufsplattform DaWanda geboten wird
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Kleinmachnow / Werder (Havel) - Sanft rattert die Nähmaschine, das rote Garn dreht sich in Windeseile von der Spindel, die letzten Stiche werden rund um den Leuchtturm gesetzt. Dagmar Kaplick streicht noch einmal prüfend über ihr Werk. Das Kissen mit Küstenmotiv und dem Kindernamen „Joshua“ ist nach fast zweistündiger Arbeit fertig. „Nähen hat mir schon immer großen Spaß gemacht“, sagt die 52-jährige Kleinmachnowerin. Die gelernte Bauzeichnerin hat ihr Hobby zum Beruf gemacht. Dem Internet sei Dank.
Ob Genähtes, Gestricktes, Gesticktes oder Filziges: Selbstgemachtes im Internet zu verkaufen ist im Trend. Auf den beiden bekanntesten Verkaufsplattformen DaWanda und Etsy bieten weltweit immer mehr Menschen, größtenteils Frauen, ihre handgemachten Produkte in Kleinstauflage an. Auf den sogenannten „Social-Commerce-Plattformen“ stehen Hersteller und Kunden direkt in Kontakt, viele Artikel werden individuell gefertigt. Besonders für Kreative, die nicht in einer Großstadt leben, bringe die Plattform Vorteile, sagt DaWanda-Sprecherin Dorothea Loritz: „Sie erreichen über den Online-Marktplatz eine weltweite Käuferzahl, die sie mit einem eigenen kleinen Laden auf dem Land nicht hätten.“
Auch Dagmar Kaplick ist auf DaWanda. Neben ihren Kissen verkauft sie dort Stoffwürfel und Mobiles mit Kindernamen. Mittlerweile sind fast 500 Artikel über ihren digitalen Ladentisch gewandert. Aus der Statistik ihrer Webseite kann sie noch mehr ablesen: Im Monat verkauft sie etwa 40 Artikel. Freitags ist wenig los, die Kunden surfen am Wochenanfang in ihrem mobilen Laden. Die Kleinmachnowerin schaut regelmäßig auf das Angebot anderer Verkäufer: „Die Konkurrenz ist nicht ohne, es werden täglich mehr und wenn man eine neue Idee hat, gibt es die schon.“
Doch die zierliche Frau hat es geschafft. Der Schritt in die Selbstständigkeit vor zwei Jahren war der einzige Ausweg: „Ich bin arbeitslos geworden und mit über 50 hat man nicht mehr viele Möglichkeiten.“ Mittlerweile verdiene sie so viel wie zuvor bei ihrem Teilzeitjob im Büro. Sorge, dass die Nachfrage sinke, hat sie nicht. „Es werden immer Kinder geboren.“ Ihre Kissen verkauft sie für 30 Euro. Das ist nicht billig, aber einzigartig.
„Im Gegensatz zur Massenware legen die Käufer Wert auf Individualität, Trends und verantwortunsgbewussten Konsum“, erklärt die DaWanda-Sprecherin Loritz. Das zeigt sich auch beim DaWanda-Shop der Werderanerin Regine Schenkel. Sie verkauft Chilis und Chilipflanzen. „Das sind so tolle Pflanzen – sie sind in unzähligen Formen und Farben wie weiß, gelb, lila, rot und schwarz zu haben.“ Sie bietet neben ihre Nachtschattengewächsen auch Saatgut, Deko-Artikel und Chilisalz an. „Die Kunden schätzen meine Auswahl.“
Mittlerweile führt sie 38 Pflanzensorten, darunter Besonderheiten wie die Chilisorte mit den größten, 15 Zentimeter langen Früchten, die Nu Mex Big Jim oder ihrer schärfste Chilipflanze, die Habanero Martinique. Man bräuchte bis zu 350 Liter Wasser, um die Schärfe eines Milliliters dieser Chili zu neutralisieren.
Nachdem Regine Schenkel bei dem in Werder typischen Gartentorverkauf merkte, dass ihre Chilis gut ankamen, überlegte sie sich, aus dem Verkauf mehr zu machen. Eine geeignete Versandmethode für die zarten Pflänzchen zu finden, sei schwierig gewesen. In einem kleinen Töpfchen mit einem Holzstab und von mehreren Plastiktüten ummantelt, verschickt sie ihre Waren. Eine kleine Pflanze kostet 3, 50 Euro, für Saatgut verlangt die Werderanerin 2 Euro. Für Regine Schenkel reicht es noch nicht, um nur noch Chilis zu züchten. „Ich stehe noch am Anfang, deshalb habe ich auch noch nebenbei einen Teilzeitjob.“
Die ersten Bestellungen in diesem Jahr sind schon eingegangen. Prüfend schaut sie jede einzelne der zarten Pflanzen an. Erst wenn sie kräftig genug sind, werden sie auf die Reise geschickt.
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