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Potsdam-Mittelmark: Mit Knoblauch gegen Fruchtfliegen
Ein Schädling bedroht die Sanddornernte. Seine Larven lassen nur die Fruchthülle und Samen übrig
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Werder (Havel) - Statt grell orange zu leuchten, hängt der Sanddorn vertrocknet an den Sträuchern. So sieht es aus, wenn die Sanddornfruchtfliege sich in den Plantagen rund um Werder breitmacht. Von den Früchten bleiben nur die Schale und die Samen übrig. Jetzt soll es der Fruchtfliege, die sich seit kurzer Zeit ausbreitet, an den Kragen gehen.
„Im Vorjahr waren bei uns bis zu zehn Prozent der Ernte befallen“, sagte Thomas Giese von der Havelfrucht GmbH den PNN. „Jetzt testen wir, wie man gegen die Fliege vorgehen kann.“ Der Schädling, die Rhagoletis batava, legt seine Eier in die Beeren, manchmal drei auf einmal. Nach dem Schlüpfen fressen die Larven das Fruchtfleisch, ehe sie sich zum Verpuppen in den Erdboden eingraben.
Auf etwa 30 Hektar Fläche in Glindow und Schenkenberg baut Thomas Giese Sanddorn an. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Ländliche Entwicklung in Frankfurt (Oder) bringt er in einem Versuch in den nächsten Tagen Pflanzenschutzmittel aus, um zu prüfen, wie gut sie gegen die Larven wirken. „Ob die Mittel tatsächlich wirken, wird man aber erst während der Ernte ab Mitte August sagen können“, so Giese. Betreut wird das Projekt aus dem Frankfurter Landesamt von Ulrike Holz.
Noch wisse man sehr wenig über die Aktivitäten der Fliege und unter welchen Umständen sie ihre Eier ablegt. Im Vorjahr habe man Holz zufolge landesweit zum ersten Mal einen Larvenbefall festgestellt. „Die Sanddornfruchtfliege ist mit der Kirschfruchtfliege eng verwandt, daher können wir bisher nur Parallelen zum Verhalten und zur Bekämpfung ziehen.“ So werde wie bei Thomas Giese landesweit versucht, die Ausbreitung der Fliege mit chemischen Mitteln zu verhindern. Allerdings müsse noch untersucht werden, ob die Gifte Rückstände im Boden hinterlassen. Im Winter werde man dann womöglich Lösungen für das kommende Jahr präsentieren können.
Natürliche Feinde hat die Sanddornfruchtfliege kaum. „Es gibt nicht genügend Vögel, die die Larven aus dem Boden picken können.“ Laut Holz war der Schädling hier schon immer heimisch. „Mit dem verstärkten Anbau von Sanddorn tritt er nun aber auch vermehrt bei uns auf.“ In Brandenburg seien bisher nur im Werderaner Raum Fälle von Fruchtfliegenbefall bekannt. Rund um die Blütenstadt wird auf 150 Hektar Fläche Sanddorn angebaut, das ist die Hälfte der märkischen Anbaufläche. Verbraucher müssen Holz zufolge aber nicht befürchten, in Sanddornprodukten eventuell verarbeitete Larven mitzuessen. „Die Tiere wandern bereits lange vor der Ernte in den Boden, um sich zu verpuppen.“ Eine Verarbeitung sei daher ausgeschlossen.Hier setzt auch eine Methoden zur Bekämpfung von Rhagoletis batava an, die Bio-Bauern nutzen könnten.
So könnte der Boden unter den Sträuchern mit einem Fließ ausgelegt werden, der die Larven am Schlüpfen hindert. Auch könne man versuchen, ein natürliches Gift aus Pilzen auf den Boden zu sprühen, welches die Larven töten soll. „Insgesamt sieht es auf der Bio-Schiene aber noch sehr mau aus, was die Bekämpfung der Fruchtfliege angeht“, so Holz. Es gebe noch keine zugelassenen Gifte.
Eine schlechte Nachricht für Andreas Berger, der für die Petzower Produktion seiner Frau Christine Berger Sanddorn mit Bio-Siegel anbaut. „Seit zwei Jahren haben wir die Fliegen hier, noch scheint das Problem beherrschbar“, so Berger. Derzeit versuche er mit Hilfsstoffen wie einem Knoblauchextrakt, die Verbreitung des Schädlings einzudämmen. Außerdem werde auf gelben Klebetafeln gemessen, wie viele Sanddornfruchtfliegen tatsächlich auf den Plantagen unterwegs sind. Nun müsse man Berger zufolge beobachten, wie sich die Fliegenpopulation entwickelt. Enrico Bellin
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