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Potsdam-Mittelmark: Mit logischem Denken zum Erfolg

Stahnsdorferin gewinnt Silbermedaille bei Internationaler Biologie-Olympiade in Indien

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Stahnsdorf - Die Taxifahrt gehörte für Christina Kuhlmey noch zu den leichtesten Prüfungen im indischen Mumbai. Auch wenn es für den dichten sechsspurigen Verkehr gerade mal drei offizielle Fahrstreifen gab, Mopeds und Kühe die Stoßstangen kreuzten: „Angst beim Autofahren hatte ich nie“, erklärt die Stahnsdorferin, die in Indien jetzt die Silbermedaille bei der Internationalen Biologieolympiade gewann. Schlimmer waren da schon die mehrstündigen Prüfungen, welche die 19-Jährige Abiturientin und schon früher erfolgreiche Schüler-Biologin vom Kleinmachnower Weinberg-Gymnasium im ehemaligen Bombay über sich ergehen lassen musste. „Aber“, fragt die stolze Silbermedaillengewinnerin, „Wann kommt man schon mal nach Indien?“

Botanik, Zoologische Anatomie, tierische Verhaltensweisen und Mikro-Biologie – es sind die groben Überschriften bei denen der normale Zuhörer noch ohne Probleme folgen kann, wenn Christina Kuhlmey von den Prüfungen zur Bio-Olympiade berichtet. Legt die frisch gebackene Abiturienten jedoch richtig los und erklärt, wie man den olfaktorischen Sinn von Fliegenlarven testet, steigt selbst der angestrengte Zuhörer bald aus und beginnt monoton zu nicken. Es ist genau dieser Moment, in dem die Augen der Stahnsdorferin zu leuchten beginnen und biologische Fachwörter aus ihr heraus prasseln. Doch dann – und das macht sie für jeden, der beim Biologieunterricht nicht so gut aufgepasst hat, sehr sympathisch – stoppt sie und erklärt ganz langsam: Es geht um den Geruchssinn und man schaut eigentlich nur, ob sich die kleinen Larven einer Stinkprobe zuwenden oder nicht. So einfach ist das. Im Prinzip hätte jeder die Medaille gewinnen können. „Man muss kein Streber sein, sondern nur logisch denken können“, erklärt die 19-Jährige. Denn das Bild von einem Streber, das vielleicht einige von den Olympioniken im Kopf haben, sei grundlegend falsch. Nur wer Dinge verknüpfen und vom Verhalten eines Tieres auf dessen Anatomie schließen kann, gleichzeitig Erkenntnisse der Bio-Chemie einfließen lässt und so Schlüsse auf die Genetik führt, der hat gute Chancen auf eine Bio-Medaille im Wettbewerb mit den 220 Teilnehmern aus 55 Nationen. Ein bisschen Übung hilft natürlich, verrät Christina Kuhlmey, die neben der Biologie die Musik zum Hobby machte. Seit zwölf Jahren spielt sie Geige – am liebsten irischen Folk.

Übung bei Bildungswettbewerben sammelte die Stahnsdorferin schon seit der achten Klasse: Im Landeswettbewerb überraschte sie die Konkurrenz und erreichte bei ihrer ersten Bio-Olympiade Platz 3. Was dann folgte, war eine olympische Karriere: Platz 1 ein Jahr später. Die Wiederholung des Erfolgs in der zehnten Klasse, dann ging es auf die europäische Bühne: Silber 2005 im irischen Galway, Gold ein Jahr darauf in Brüssel und Bronze bei ihrer ersten Olympiade in Kanada 2007. Eigentlich schade, dass eine solche deutsche Medaillenhoffnung nun die Wettbewerbsbühne räumen muss: Sie hat ihr Abitur am Kleinmachnower-Gymnasium mit Bravour und einer Eins vor und hinter dem Komma bestanden. Als künftige Medizinstudentin in Heidelberg, so Christina Kuhlmeys Wunsch, darf sie nicht mehr an den Schülerwettbewerben teilnehmen.

Aber eigentlich auch kein Problem, schließlich lockt das richtige Forscherleben. „Ich war früher eines der nervigen Kinder, die immer nach dem Warum fragten“, erklärt die Stahnsdorferin: „Warum wachsen Bäume, warum fliegen Vögel?“ – inzwischen weiß sie, dass Fliegenlarven riechen, indisches Essen meist schärfer ist, als es aussieht und jeder indische Taxifahrer einen kleinen geschmückten Altar auf dem Armaturenbrett zu stehen hat – vielleicht bewahrt der auch vor Unfällen.

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