Potsdam-Mittelmark: Mit Öko-Lockstoff gegen Apfelfresser
Bei einem Feldversuch der FU Berlin in Werder ging es dem Gartenlaubkäfer an den Kragen
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Bei einem Feldversuch der FU Berlin in Werder ging es dem Gartenlaubkäfer an den Kragen Werder - Gerade haben sich in den Blüten grüne Fruchtansätze gebildet, schon sind sie da: Mit ihren braunen Flügeldecken könnte man sie für Maikäfer halten, doch an ihrer Größe von nur zehn Millimetern und dem grünen Brustschild erkennen Experten die Gartenlaubkäfer. Sie fressen Löcher in die kleinen Früchte, meistens fallen die Äpfelchen dann ab. Die den Angriff überleben, werden empfindlich und bekommen statt appetitlich roter Backen hässliche Narben. Acht Jahre hatte sich Jürgen Deutscher vom Obsthof Deutscher mit den plötzlich morgens ausschwärmenden Käferscharen abgeplagt. „Wir hatten teils bis zu 100 Käfer pro Quadratmeter“ erinnert er sich. 1997 hätten sie ihm die ganze Apfelernte „zur Sau gemacht“. Wie ihm erging es vielen anderen Obstbauern im Werderaner Anbaugebiet. Voriges Jahr entschied sich Deutscher dann, 3000 Quadratmeter seiner Apfelplantage für einen Versuch der FU Berlin zur Verfügung zu stellen. Merkwürdige Konstruktionen wurden zwischen Mai und Juni, der Hauptzeit der gefräßigen Gesellen, in den Bäumen aufgehängt: 60 kleine gelbe Propeller – so simuliert man in Käferaugen Blüten – unter denen grüne Trichter wie Blütenkelche angebracht waren. Die Käferfallen wurden in einem halben Meter Höhe installiert, der Flughöhe der Schädlinge, wie der Zoologe Dr. Joachim Ruther erklärt. Der Forscher des Biologischen Instituts hatte einen synthetischen Duftcocktail gemixt, der u.a. nach angeknabberten Heckenrosen riecht. Neben Äpfeln sind sie eine Lieblingsspeise der Käfer. Mittels eines Duftfläschchens und der Propeller wurden die Käfer in die grüne Trichterfalle darunter gelockt. Aus der gab es kein Entrinnen. Für Ruther war der Versuch mit dem Öko-Duft ein „Durchbruch“. „Wir haben die Fraßschäden um 40 Prozent verringert.“ Er ließ sich Lockstoff und Fallen patentieren, im Internet können sie für etwa 30 Euro bestellt werden. Doch die Dufttrichter können laut Ruther mehr: „Sie sind als Kontrollsystem einsetzbar, um den Befall der Käfer auf Obstplantagen zu beobachten und drohende Massenvermehrung zu erkennen.“ Bauern könnten dann zielgerichtet mit Bekämpfungsmitteln arbeiten und müssten nicht „auf Verdacht“ spritzen. Das sei umwelt- und verbraucherfreundlicher. Was für Apfelplantagen gilt, gelte auch für Golfplätze: Hier sind es die Käferlarven, die Rasenwurzeln anfressen und zum Absterben ganzer Greens führen können. Durch die Trichterfallen lasse sich der Populationsverlauf erkennen, wirbt Ruther für seine Erfindung, die für Kleingärtner noch nicht verwendbar ist. Für Obstbauer Jürgen Deutscher hätten die Käferfallen gut etwas eher kommen können. „Offenbar zieht sich der Gartenlaubkäfer gerade wieder aus Werder zurück“, resümiert er den Versuch. Nur zehn pro Quadratmeter habe er im letzten Frühjahr gezählt, ein Zehntel der Vorjahre. Auch Nachbarn hätten vom Rückzug berichtet. Deutscher: „Das ist wie mit den Miniermotten an Kastanien, die kommen und gehen auch wieder.“ Dass die Fallen bei größerem Befall tauglich zur Käfertilgung sind, zieht Deutscher allerdings in Zweifel. „Den größten Nutzen bringen sie zum Ermitteln des Schlupfbeginns und Flughöhepunkts.“ Dann würde er sich lieber weiter auf konventionelle Mittel verlassen – auch aus Kostengründen. Für einen Hektar müsse man fast 800 Euro für die Fallen aufwenden – „der gesamte Anteil des Pflanzenschutzes an den Produktionskosten“.hkx Im Internet unter: www.insectservices.de
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