Potsdam-Mittelmark: Mit sechs edlen Tropfen vom Wachtelberg
Jungweinprobe des Jahrgangs 2003 in Petzow: Ordentlich, aber kein „Jahrtausend-Jahrgang“
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Jungweinprobe des Jahrgangs 2003 in Petzow: Ordentlich, aber kein „Jahrtausend-Jahrgang“ Werder-Petzow. Der brandenburgische Qualitätswein des Jahrgangs 2003 kann auch diesmal die Weinkenner befriedigen. Das war die einhellige Meinung während der 5. Jungweinprobe in der „Remise“ in Petzow am Montagabend, zu der die Vereine zur Förderung des historischen Weinbaus Schlieben und im Raum Werder (Havel) eingeladen hatten. „Allerdings erfüllt der Wein doch nicht die hohen Erwartungen des ,Jahrtausend-Jahrgangs“, wie vor allem Medien die im Herbst 2003 reifenden Trauben bezeichneten“, erklärte der Winzer vom Werderaner Wachtelberg, Dr. Manfred Lindicke. Grund sei der vielfach gestörte Wasserhaushalt der Anlagen durch fehlende Niederschläge, was auch die Präsidenten der Weinanbauverbände Sachsen und Saale-Unstrut, Gerhard Hesse und Siegfried Boy, bestätigten. Sechs edle Tropfen vom Wachtelberg – den weißen trockenen Müller-Thurgau und Saphira, den halbtrockenen und den fruchtigen Müller-Thurgau sowie die roten Dornfelder und Regent – kredenzte der Werderaner Verein. Der Schliebener Verein stellte unter anderem sein „Flaggschiff“, den Bacchus vom Langen Berg, und einen feinen trockenen Müller-Thurgau vor. Doch die Weinprobe war auch ein Treffen der Majestätinnen. Daniela Köcher, Gebietsweinkönigin Saale-Unstrut, und die Sächsische Weinkönigin Fanny Weisflug freuten sich, an diesem Treffen teilzunehmen, dem sich Yvette Wohlfahrt, die sächsische Sektprinzessin, die Schliebener Moie Anja Arndt sowie unsere Baumblütenkönigin Doreen Schüler und die Kirschkönigin Bettina Wahnsiedler anschlossen. Die Weinköniginnen sprachen sich anerkennend über die Weine aus Brandenburg aus. „Sie können mit den anderen deutschen Weinen mithalten.“ An einer „Eintagsfliege“ dachte Werders Vereinsvorsitzender Jochen Schumann, als vor fünf Jahren anlässlich der Landesgartenschau in Luckau die Jungweinprobe aus der Taufe gehoben wurde. „Nun muss ich feststellen, dass sie zu einer guten Tradition wurde. Und sie wird in Zukunft bestimmt noch wachsen, denn neue Anbauflächen unseres Landes stehen vor der Anerkennung.“ Der Werderaner Wachtelberg als Europas nördlichstes von der EU anerkanntes Anbaugebiet könnte also Konkurrenz erhalten. Der Vorsprung wird derweil ausgebaut: In Zusammenarbeit mit Studentinnen der Fachhochschule für Kommunikations-Design Potsdam entstanden jetzt 13 Tafeln, die in der Straußenwirtschaft „Tiene“ auf dem Werderschen Wachtelberg über die 700-jährige Geschichte des Weinbaus im Havelland informieren. Das Obstbaumuseum auf der Insel erhält ebenfalls eine Dokumentation als Leihgabe, und in den nächsten Tagen erscheint eine Zeitung zum gleichen Thema. Und wie der 1. Beigeordnete der Stadt Werder, Hartmut Schröder, mitteilte, werden nach dem Beschluss der Stadtverordneten weitere Flächen des Wachtelberges angekauft, um die Anbaufläche auf 6,2 Hektar zu vergrößern. Lindicke ist Pächter. Da Martin Luther vor fast 500 Jahren feststellte, „Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, bleibt ein armer Tropf sein Leben lang“, gab das Gesangstrio Petra Neumann, Reiner und Bernd Zube mit fröhlichen regionalen Weinliedern dem Abend einen mit viel Beifall bedachten musikalischen Akzent. Und Michael Großwendt, ebenfalls vom Werderaner Karnevalklub, brillierte mit spritzigen Weinversen als Bacchus. Dr. Lindicke informierte, dass es durch technische Probleme im Keller des Landesweingutes Sachsen-Anhalt Kloster Pforta zum Baumblütenball leider noch keinen 2003-Jahrgang des Wachtelberg-Weines geben wird. Vom Rotwein Dornfelder gibt es nur 3000 Flaschen, und der Regent „liegt bis zum Herbst in Schwangerschaft in Barrique“, so Lindicke. Wolfgang Post
Wolfgang Post
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