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Brainstorming. Patricia, Hannah und Wilhelm haben Ideen für Kleinmachnow.

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Potsdam-Mittelmark: Mitbestimmen ist gar nicht so einfach

Nicht alle Jugendlichen wissen, dass sie wählen dürfen: Ein Besuch bei den jungen Christen in Kleinmachnow

Von Eva Schmid

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Bei der Kommunalwahl am 25. Mai gibt es eine Premiere: Erstmals dürfen Jugendliche schon ab 16 Jahren wählen. In einer Serie nähern wir uns der Frage, was Jugendliche mit der Wahl verbinden.

Kleinmachnow - Erstaunt schauen Wilhelm, Hannah und Patricia sich an, als sie hören, dass sie am 25. Mai wählen dürfen. Nein, das wussten sie nicht. „Und wen dürfen wir wählen?“, fragt die 17-jährige Hannah. Die Gemeindevertretung in Kleinmachnow und auch den Kreistag. Aha.

Die drei jungen Christen der evangelischen Gemeinde Kleinmachnow hätten erwartet im Schulunterricht über die anstehende Wahl informiert zu werden. Doch bisher seien ihre Lehrer im Gymnasium nicht auf das Thema eingegangen.

Mehr Marketing hätte der 16-jährige Wilhelm den Parteien zugetraut: „Wieso schreiben sie nicht auf ihre Plakate, jetzt auch ab 16 – dann wüsste das jeder.“ Dass Jugendliche jetzt mitbestimmen dürfen, freut die drei. „Ich finde das eine super Idee, für die Jugend wird sonst wenig gemacht“, sagt die 16-jährige Patricia.

Auf die Frage, was sie sich von den neuen Gemeindevertretern erwarten und was dringend geändert werden müsste, folgt Stille. Patricia, Hannah und Wilhelm überlegen. So genau haben sie noch nie darüber nachgedacht. Mitbestimmen ist zwar cool, aber gar nicht so einfach.

Martin Bindemann, der sich in der evangelischen Gemeinde um die Jugendarbeit kümmert, gibt ein Stichwort und schon sprudeln Ideen: „Ich würde die Kammerspiele noch mehr unterstützen“, fordert Patricia. Die hätten jetzt mit den Kinofilmen und Konzerten ein tolles Programm. „Wenn man abends was machen will, muss man nicht unbedingt nach Berlin fahren.“ Wilhelm wünscht sich einen Späti. Kioske, die bis spät in die Nacht geöffnet sind, gebe es leider nur in Berlin, aber nicht im Umland. Auch Hannah überlegt: Sportplätze und Schwimmbad habe man ja schon im Ort. „Aber die Kleinmachnower könnten mal Druck auf den Verkehrsverbund VBB machen“, sagt Hannah. Mit 14 den Regeltarif zahlen zu müssen, sei eine Frechheit. Auch dass das Ticket nach Berlin so teuer sei, gehe ihr auf die Nerven. „Wenn ich bei einer Freundin in Schöneberg etwas abholen will, muss ich für Hin- und Rückfahrt sechs Euro zahlen.“

Doch kann das Kommunalparlament daran wirklich etwas ändern? Patricia, Wilhelm und Hannah wissen gar nicht so genau, wie viel Entscheidungsmacht die Kleinmachnower Gemeindevertreter überhaupt haben. Und die Gesichter auf den Plakaten, die sagen ihnen auch nichts. „Man kennt den Bürgermeister, aber die anderen eben nicht“, sagt Wilhelm. Für wen er stimmen soll, das könne er gar nicht sagen. „Klar, durch die Eltern bekommt man natürlich eine Richtung zu einer Partei“, sagt Hannah. Da werfe man dann eher einen Blick auf deren Kandidaten. Doch automatisch die gleichen Kandidaten wie die Eltern zu wählen – Patricia schüttelt den Kopf. „Nein, wir wollen uns doch selbst ein Bild von denen machen und selbst entscheiden.“

Jetzt, da die drei jungen Christen wissen, dass ihre Stimme zählt, wollen sie sie nicht vergeuden. Sie sind gespannt, wie es sein wird, zum ersten Mal in einer Wahlkabine zu stehen, zum ersten Mal das Kreuz zu machen und endlich auch mal mitentscheiden zu dürfen. Zum Glück haben sie noch rechtzeitig davon erfahren. Jetzt wollen sie sich über die Kandidaten genauer informieren. Eva Schmid

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