Potsdam-Mittelmark: Mobil gegen Zernseestraße
Neue Bürgerinitiative gegen den „Werder-Ast“ der Ortsumgehung Potsdam
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Neue Bürgerinitiative gegen den „Werder-Ast“ der Ortsumgehung Potsdam Werder. Auch in Werder gründet sich jetzt eine Bürgerinitiative gegen den Bau der Ortsumgehungsstraße Potsdam, der sogenannten Netzverknüpfung. Das wurde auf einem Informationsabend bekannt, zu dem die Bündnisgrünen am Montagabend in den Kunsthof Glindow eingeladen hatten. Ende vergangenen Jahres waren Änderungen des Bundesverkehrswegeplans bekannt geworden, wonach die Weiterführung in Richtung Werder vorgesehen ist. Demnach soll ein Ast der Straße von der B 1 am Bahnhof Potsdam-Pirschheide entlang der Bahntrasse durch den Wildpark bis zur Eisenbahnbrücke Werder und von dort aus am Zernsee und über die Phöbener Chaussee bis zur Autobahn führen (PNN berichteten). Bürgermeister Werner Große (CDU) hatte die Straßenführung jüngst als akzeptabel bezeichnet, wenn ihr Bau unter anderem von strengen Lärmschutzmaßnahmen begleitet würde. Anderer Meinung ist die grüne Stadtverordnete Gitta Gessinger: „Ich finde es bedenklich, wenn die Stadtverordneten vehement den Windpark in Glindow ablehnen und auf der anderen Seite dieses Straßenprojekt einfach so hinnehmen“, betonte sie im Kunsthof Glindow. Rainer vom Lehn von der Bürgerinitiative Bergholz-Rehbrücke erinnerte daran, dass bereits 1998 ein Raumordnungsverfahren eingeleitet wurde, wonach die Straßenführung der großen Ortsumgehung Potsdam untersucht werden sollte. Anfang 1999 habe Brandenburgs Verkehrsstaatssekretär Horst Gräf festgestellt, dass die Umgehung die innerstädtischen Verkehrsströme in Potsdam lediglich um sechs bis acht Prozent entlasten würde. Das sei einfach zu wenig, um dafür eine so teure Straße zu bauen. Ende März 1999 verkündete er die Aussetzung des Verfahrens. Doch im Juli 2003 tauchte die Planung in leicht veränderter Form – mit Anschluss an die A 10 statt zur B 273 – im Bundesverkehrswegeplan wieder auf. Bis dahin habe man im Potsdamer Verkehrsministerium stets erklärt, es werde nicht weiter geplant, so vom Lehn. Nun auf einmal sei neben dem „Ast nach Werder“ sogar der alte Verlauf durch Golm als langfristiges Projekt wieder eingezeichnet. „Man will uns die Straße scheibchenweise vorlegen“, fürchtet er. Daher müssten alle Bürgerinitiativen zusammen arbeiten. Dazu luden auch die Vertreter aus Potsdam-West und Wildpark-West ein. Peter Kunze hatte erst zu Jahresbeginn einen Verein gegen die Straße durch das historische Ambiente des alten kaiserliche Wildparks gegründet. „Wir werden diesen Planern nachweisen, dass sie bösgläubig gehandelt und Abwägungsfehler gemacht haben“, sagte er. Es gäbe bei einer Straßenplanung mehr als nur Verkehrszählungen zu beachten. So sah es auch Thomas Becker aus Potsdam, der im vergangenen Jahr dazu aufgerufen hatte, eine Trassenführung von der Potsdamer Forststraße aus entlang des Weltkulturerbes Park Sanssouci zu verhindern. Die Werder-Ast der Umgehungsstraße würde seiner Meinung nach auch dem Status Werders als Erholungsort widersprechen. Der Werderaner Fritz Rietz, dessen Familie seit fast 70 Jahren an der Eisenbahnbrücke über den Zernsee eine Bootswerft betreibt, befürchtet, das er dort für immer dicht machen müsse, wenn die Straße kommt. Für die zweite Märzhälfte kündigte Gitta Gessinger eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Städte Werder und Potsdam sowie des Verkehrsministeriums an. Winfried Gutzeit
Winfried Gutzeit
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