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Potsdam-Mittelmark: Mocca, Bessi und der Spargel
Wie zwei Caputher Labrador-Damen das Beelitzer Königsgemüse roh genießen
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Schwielowsee - Schnaufen, quietschen, wedeln – die Party beginnt schon auf dem Parkplatz. Mocca und Bessi sind Spargelfans. Beim Anblick des Beelitzer Spargelstands am Caputher Schloss wird die Leine der beiden Labradors immer straffer. Angekommen läuft der Speichel, bis der Verkäufer endlich zwei rohe, ungeschälte Stangen hinhält. Kiefer krachen, der Saft spritzt. Es dauert nicht lange, bis sie artig um die nächste Stange betteln.
Die beiden gut gepflegten Hundedamen gehören Claudia Remmert. Voriges Jahr hatte sie es noch für ein Missverständnis gehalten, als die Halbgeschwister mit sichtlichem Appetit rohe Spargelstangen verzehrten. Doch zum Saisonstart 2011 schien die Freude der viereinhalbjährigen Tiere aus Erfurter Zucht nicht geringer zu sein als Remmerts eigene. Dreimal die Woche holt sie sich das Königsgemüse bei Jakobs vor dem Schloss. Und dreimal die Woche verlangen auch Mocca und Bessi ihren Anteil.
Remmert hat sich umgehört, ihre Hunde sind ein Sonderfall. Eine Erklärung hat sie dafür nicht. Auf der Speisekarte der beiden Hundedamen stehe allerdings stets viel Gemüse, klärt Frauchen auf. Sie fressen Knoblauch, Birnen oder Mohrrüben, täglich Äpfel und verdauen alles sehr gut, sagt Remmert. In Frankreich-Urlauben sättigen sie sich von heruntergefallenen Feigen und Oliven. Einmal hätten sich Mocca und Bessi auf die Hinterbeine gestellt und im Caputher Garten den jungen Pfirsichbaum abgeerntet. Als Claudia Remmert das Malheur entdeckte, war sie von den 45 Pfirsichkernen unterm Baum „doch etwas überrascht“.
Mit Trockenfutter ist sie sparsam. „Die künstlichen Duftstoffe machen die Hunde gierig“, meint Remmert. Sie ist überzeugt, dass ihre Hunde nicht viel Fleisch benötigen – die gute Figur und das glänzende Fell der ausgelassenen Tiere scheinen ihr Recht zu geben. Spargelfelder meidet sie bei den täglichen Spaziergängern in Wald und Flur: Ärger wegen Wilderei will sie dann doch nicht bekommen. Inzwischen hat Remmert selbst schon mal rohen Spargel gekostet, geschält natürlich. „Das schmeckte nicht mal schlecht.“
Spargelverkäufer Friedrich Witte schätzt die Labradordamen für ihre Manieren. „Die warten brav, bis sie was bekommen.“ Witte hält selbst einen Border-Collie, der auch mal Gemüse frisst. Aber rohen Spargel würde sein Hund keines Blickes würdigen. Mit dem Lieferanten – noch ein Hundenarr – hat er sich auch schon über den Fall unterhalten. „So was hat der noch nie gehört.“ Für Kunden des Spargelstandes sind Mocca und Bessi eine Attraktion. Und dem Verkauf, verrät Witte, schadet es auch nicht. Henry Klix
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