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Potsdam-Mittelmark: Moor-Projekt weiter umstritten

Landschaftsförderverein informierte zur Machbarkeitsstudie – doch die Ängste der Anrainer bleiben

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Nuthetal / Michendorf - Harmonisch war die Stimmung nicht im überfüllten Saal vom „Landhaus zu Stücken“ am Mittwochabend. Der Landschafts-Fördervereins Nuthe-Nieplitz-Niederung (LVF) hatte eingeladen, um erneut über die Machbarkeitsstudie für den Schutz des Moorbestandes in der Nuthe-Nieplitz- Niederung an Königsgraben und Ungeheuerwiesen zu diskutieren. Verunsicherung und Zweifel bestimmten die Fragen betroffener Bürger der Anrainerdörfer. Landwirte fürchten um ihre Agrarflächen als Weide und Futterquelle, Bewohner um die bauliche Substanz ihrer Häuser.

Die Argumente der Naturschützer überzeugen nicht jeden. Landwirt Jens Schreinicke kritisiert mangelhafte Stauabstimmung in den vergangenen 20 Jahren und schlug zum Niedermoorschutz die Gründung eines Staubeirates vor. Das aktuelle Vorhaben des LVF sei nicht nachhaltig, notwendig wären langfristige Untersuchungen. Der Ortsvorsteher von Stücken, Udo Reich, erklärte, er sehe lieber Ackerbau und Viehzucht als Moor, und bezweifelte, dass mit Niedermoor der Tourismus gefördert werden könnte.

LVF-Vorsitzender Karl Decruppe erklärte, es gebe bis heute keine Planung von konkreten Maßnahmen. Erst müsse die Studie klären, ob die Wiedervernässung überhaupt umsetzbar sei. Noch sei unklar, ob die verbliebene Moorsubstanz wie auch das Wasserangebot in der Region überhaupt ausreichen, um die Flächen reaktivieren zu können.

Umfassend und transparent würden auf der Homepage des Fördervereins Fakten, Daten und Protokolle offengelegt, sicherte Decruppe zu. Auf jeden Fall bestehe Handlungsbedarf: Trotz extensiver Landwirtschaft sacke das Moor weiter jährlich um fünf Millimeter. „Pro Hektar verschwinden jährlich noch immer 50 Kubikmeter Moor“, so Decruppe. Der Überstau auf den Wiesen zeige, wie hoch die Moordecke vor den Absackungen infolge der Melioration einmal war, so Decruppe. Der Zerfall des Moores beginne, sobald der Wasserstand nur zehn Zentimeter unter Flur gesunken ist. Ein Mehrfaches sinkt der Grundwasserspiegel der Ungeheuerwiesen, wenn im Sommer der Stau am Schäferwehr des Königsgrabens zugunsten der Landwirtschaft gesenkt wird. So seien Landwirte Betroffene und Verursacher in gleicher Weise, hieß es. Zwar gibt es seit dem Abstellen der Schöpfwerke vor 20 Jahren eine Kooperation – aber es bleibt ein schwer zu lösender Konflikt.

Zum Schutz der Ortslagen prüfe man, ob die Gebäude dort mit dem Grundwasser in Verbindung stehen, erklärte Nicole Kovalev vom Büro für Umweltplanung und Wasserbau Berlin. Zehn Grundwasser- und zwei Oberflächenwassermesspunkte sind unter anderem bei Tremsdorf eingerichtet worden. Stündlich werde seit September der Wasserstand elektronisch festgehalten. Zudem seien Bodenuntersuchungen erfolgt, denn man müsse studieren, „wie der Standort funktioniere“, erklärte Kovalev. Lösungsvorschläge für eine örtliche Dränage von Tremsdorf sollen dabei herausspringen. Seit August laufen Datenerhebung und Betroffenheitsanalyse.

Ende Mai und im Oktober 2012 sind die nächsten öffentlichen Informationsveranstaltungen vorgesehen. Hier könnten schon erste Trendaussagen und Vorschläge auf dem Tisch liegen. „Die wollen wir mit Ihnen öffentlich diskutieren. Erst dann werden wir das Genehmigungsverfahren starten“, so Decruppe. Wer Ideen habe, solle sie hören lassen, fordert er zu aktiver Mitwirkung auf. Ute Kaupke

www.naturpark-nuthe-nieplitz.de

Ute Kaupke

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