Potsdam-Mittelmark: Motorschaden? Funk ausgefallen?
Wie sich der Saarmunder Fluglehrer Reinhard Wartig Gedanken zur Unfallursache macht
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Nuthetal - Reinhard Wartig ist einen Tag später immer noch tieferschüttert, am Samstagnachmittag beim tödlichen Unfall über dem Flugplatz Saarmund war er vor Ort. Wartig kennt sich aus mit der Fliegerei, ist Leiter der hier ansässigen Motorsportschule Albatros. Den Unfall hat er, wie viele andere auf dem Platz, im Moment des Knalls registriert. Er sah noch, wie Tragflächen und Rumpf des Segelflugzeugs getrennt vom Himmel fielen. Wartig fuhr mit dem Notfallwagen des Flugplatzes sofort zur Unfallstelle, dort waren bereits erste Helfer. Doch jede Hilfe kam zu spät.
Über den Unfallhergang hat er sich seitdem einige Gedanken gemacht: Wenn Segelflieger starten, werden sie an einem 1000 Meter langen Seil einer stationären Winde hochgezogen, erzählt Wartig. Der Steigungswinkel beim Start betrage rund 45 Grad. „Gefahren kann man bei einem so steilen Winkel kaum erkennen“, weiß er. „Die müssen sich erst gesehen haben, als sie zusammenstießen.“
Der Segelflieger hätte nur eine Chance gehabt, wenn der Motorflieger die Sicherheitshöhe von Überlandflügen beachtet oder sich über Flugfunkfrequenz beim Flugleiter gemeldet hätte. Beides hat der versierte, von Schönhagen kommende 48-jährige Pilot offenbar nicht getan. Ist der Funk ausgefallen? Gab es einen Motorschaden oder andere Gründe? Fragen, auf die auch Wartig gerne Antworten wüsste.
Die übliche Sicherheitshöhe bei Überlandflügen betrage 2000 Fuß, also 600 Meter. In Stein gemeißelt ist diese Höhe nicht. Es gibt Gründe, weshalb tiefer geflogen werden darf – bei Starts, Landungen oder bestimmten Wetterlagen zum Beispiel. Am Samstagnachmittag herrschte bestes Flugwetter. Die Remos GX war laut Zeugenaussagen in höchstens 300 Metern Höhe unterwegs. Wollte sie landen? Die Frage will auch die Staatsanwaltschaft beantwortet wissen.
Saarmund ist ein Sonderlandeplatz, der nach Bedarf geöffnet wird. Aus Sicherheitsgründen dürfen keine Parallelmanöver stattfinden. Fremde müssen bei Landewunsch vorher nachfragen oder auf andere Plätze ausweichen. Start- und Landebahn für Motor- und Segelflieger liegen parallel dicht nebeneinander.
Selbst beim Überflug eines Flugplatzes sei es zudem üblich – nicht Pflicht –, sich beim Flugleiter anzumelden, sagt Wartig. Die Frequenz steht in der Flugkarte, die mitgeführt werden muss. Der Flugleiter koordiniert darauf Starts und Landungen. Vom 48-jährigen Piloten des Ultraleichtflugzeuges heißt es, dass er sich bei früheren Überflügen auch angemeldet hat. Warum also diesmal nicht?
Der Flugleiter gab dem Segelflieger – nach sachlicher Einschätzung der äußeren Bedingungen – die Erlaubnis zum „Start nach eigenem Ermessen“, weiß Wartig. Der Flugleiter hat eine kleine Station neben der Startbahn, den kompletten Himmel überblicken kann und muss er von dort nicht. Die nächsten Tage, hofft Wartig, werden mehr Klarheit in den Unfall bringen. Ute Kaupke, Henry Klix
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