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Gut eingestimmt. Jutta Enke und Heidemarie Garbe (v. l.) am Klavier.

© Andreas Koska

Potsdam-Mittelmark: Muckersche wird Obstzüchterin

Heidemarie Garbe und Jutta Enke sind auf der Suche nach alten Heimatgeschichten

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Werder (Havel) - Das Fleisch in der Suppe ist an einem Donnerstag eine Ausnahme. Heidemarie Garbe, besser bekannt als die „Muckersche“, serviert den Eintopf nach einem Rezept ihrer Urgroßmutter. In der Werderschen „Muckerstube“, einem kleinen Heimatmuseum mit Café im Ambiente des alten Werder um 1910, wird nach alten Familienrezepten gekocht und gebacken. Sehr lebendig wird so an den Alltag der einstigen Mucker, die Obstanbau im Nebenerwerb betrieben, erinnert.

Gemeinsam mit der Stadtführerin Jutta Enke präsentierte Heidemarie Garbe am Donnerstag die Vorhaben für das neue Jahr – regelmäßig wird an den Sonntagen zu Veranstaltungen in die Muckerstube eingeladen. So will Heidemarie Garbe im Januar in eine neue Rolle schlüpfen, aus der Muckerschen wird eine Obstzüchterin. „Es gab damals Konkurrenz und Spannungen zwischen den beiden Frauengruppen“, berichtet sie. Die Mucker haben nur nebenberuflich Obstbau betrieben und vor der Haustür verkauft, die Obstzüchterinnen mussten nach Berlin auf die Märkte, mussten verladen, schleppen und verkaufen. „Vor allem mussten sie das Berlinerische beherrschen und lauter als die Berliner sein, um dort zu bestehen“, erzählt Garbe. Das wirkte sich auch auf den Preis aus. Die Mucker verkauften ihre Waren wesentlich billiger als die Obstbauern. „Frau Obstzüchter plaudert“ heißt es somit zum Auftakt der beliebten Veranstaltungsreihe am 27. Januar um 15 Uhr. Etwas mehr Zuspruch als bisher erhofft sie sich Garbe indes für die regelmäßigen Treffen zum gemeinsamen Gesang jahreszeitlicher Lieder.

Seit gut fünf Jahren verbindet die Muckersche eine gute Zusammenarbeit mit Stadtführerin Jutta Enke. „Gemeinsam wollen wir das alte Werder aufleben lassen, damit die Traditionen und die Geschichte nicht vergessen werden“, beschreibt Enke, die meist als Gouvernante gekleidet unterwegs ist, ihre Motivation. Dabei will man nicht nur die neu zugezogenen Werderaner ansprechen, sondern auch für die Touristen interessant sein.

Jutta Enke ist immer auf der Suche nach alten Heimatgeschichten, Sagen und Berichten. So hat sie jetzt Willibald Alexis und seine Werke für sich entdeckt. „Die Geschichten spielen alle hier in der Gegend“, erzählt sie. Für die Vorträge nutzt sie indes auch die moderne Technik. „Der Beamer ist schon eine Erleichterung“, sagt sie schmunzelnd.

Heidemarie Garbe schaut da eher zurück. „Ich hab von einem Verehrer unserer Arbeit aus Budapest ein Grammophon geschenkt bekommen", berichtet sie. Jetzt sollen damit Schellackplatten abgespielt werden. „Genau solche Programmangebote jenseits des Üblichen suchen wir“, sagt Jörn Günther von der Tourismus Marketing Brandenburg (TMB), der Teile des Programms in seine Angebotspalette aufnehmen will. Vorerst jedoch bereitet sich Heidemarie Garbe auf die Grüne Woche vor. „Da werde ich Lebkuchen mitnehmen, das Rezept bleibt geheim, aber so viel darf ich sagen, es sind Pellkartoffeln und Weihnachtsgewürze drin", kündigt sie an. Andreas Koska

www.muckersche.de

Andreas Koska

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