Potsdam-Mittelmark: Müllskandal: Ermittlungen ausgeweitet
Geldwäsche-Verdacht bei Angehörigen von Bernd R.
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Potsdam-Mittelmark - Der Prozess gegen den sogenannten Müllpaten von Potsdam-Mittelmark zieht weitere Kreise: Es seien Ermittlungen gegen die Ehefrau und die Tochter von Bernd R. sowie gegen mehrere Transportfirmen eingeleitet worden, bestätigte ein Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft am Montag auf Anfrage. Nach Angaben der Eberswalder Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität besteht bei der Ehefrau und der Tochter der Verdacht der Geldwäsche. Die beiden Frauen sollen laut Oberstaatsanwalt Thomas Meyer Erlöse aus Umweltstraftaten des Müllpaten durch Grundstücksgeschäfte in den legalen Geldkreislauf gebracht haben.
Der Müllpate muss sich derzeit am Landgericht Potsdam wegen illegaler Abfallbeseitigung verantworten. Der 58 Jahre alte ehemalige Polizist hat gestanden, zwischen 2005 und 2008 rund 145 000 Tonnen gefährliche Abfälle unerlaubt in Deponien in Potsdam-Mittelmark entsorgt zu haben. Dabei räumte Bernd R. auch ein, dass mit einem Teil seiner Millionen-Einnahmen 152 Waldgrundstücke gekauft worden seien, die jetzt unter anderem im Besitz seiner Ehefrau seien. Zudem ist nach bisherigen Ermittlungen auch Geld auf eine Firma übertragen worden, die der Tochter des Angeklagten gehört und wegen der Ermittlungen gegen Bernd R. gegründet worden sein soll. „Wir ermitteln unter anderem aufgrund der Anzeige eines Kreditinstituts, das erhebliche Geldbewegungen registriert hat“, sagte Meyer. Bei dem Transfer soll es um mehrere 10 000 Euro gegangen sein.
Da es sich bei der 50-jährigen Ehefrau des Müllpaten um eine Polizeibeamtin im mittleren Dienst handelt, hat die zuständige Dienstbehörde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. „Das Verfahren ruht aber, solange die strafrechtlichen Ermittlungen laufen“, sagte Innenministeriumssprecher Geert Piorkowski auf Anfrage. Eine Suspendierung der Beamtin sei nur möglich, wenn auch tatsächlich eine Entlassung aus dem Dienst beabsichtigt sei. Dafür würden bislang zu wenig Erkenntnisse vorliegen.
Kreise zieht der Umweltskandal auch über die brandenburgischen Landesgrenzen hinaus. Wie der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Ralf Roggenbuck, sagte, wird unter anderem in Sachsen-Anhalt und Thüringen gegen Transportfirmen ermittelt, die den schadstoffbelastenden Müll auf die Deponien nach Potsdam-Mittelmark gebracht haben sollen. Auch gegen den Rechtsanwalt des Müllpaten werde ermittelt, und zwar wegen des Verdachts der Beihilfe.
Peter Könnicke
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