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Potsdam-Mittelmark: Musik und Münzen für die Kirchenorgel

Perfektes Ambiente beim 1. Petzower Parkfest

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Werder · Petzow - Die Musik war es vor allem, die am Sonntag Besucher in den Petzower Park lockte. Ein Reigen beliebter Melodien flirrte über den Haussee und so mancher mag sich dieser Idylle wegen verwundert die Augen gerieben haben, denn das Ambiente des 1. Parkfestes war an diesem Tag einfach perfekt. Sonnenschein und sanfte Wellen funkelten über dem Schwielowsee – der Sommer zeigte sich noch einmal von seiner besten Seite.

Und so lässt die Bilanz von etwa 500 Besuchern schon ahnen, dass diesem Auftakt weitere folgen werden. Das bestätigte den PNN auch der Vorsitzende des Heimatvereines Karl-Heinz Friedrich, dem viel daran liegt, dass „dieses Fest keine kommerzielle Veranstaltung ist, sondern vielmehr dem Geist des Ortes gerecht wird“. Denn berühmte Namen wie der Gartenbauarchitekt Peter Joseph Lenné und der Baumeister Karl Friedrich Schinkel sind mit diesem Ort verbunden. „Beide haben hier Hand angelegt, und von dieser Substanz zehren wir heute noch“, verwies der Petzower Ortsbürgermeister Bernd Hanike bei der Festeröffnung auf die Petzower Kirche. Sie entstand 1841 nach den Plänen des großen Baumeisters, dem zu Ehren kürzlich eine Gedenkmünze aufgelegt wurde. Deren Erlöse sollen ebenso wie die Spendensammlung des Parkfestes einer neuen Orgel für die Petzower Kirche zugute kommen.

Zu einem Benefizkonzert hatten sich auch die Musiker des Landespolizeiorchesters, deren Sitz in Petzow ist, und der Shantychor der Wasserschutzpolizei bereit erklärt. Erste Münzen und Scheine wurden am Sonntag schon kurz nach der Übergabe einer Gedenktafel in die Spendenbox gesteckt. Die steinerne Tafel, von der nur noch Fragmente übrig sind, konnte im vergangenen Jahr ausgegraben werden. Bis dahin wussten nur einige Petzower Bürger, dass die Tafel nach dem Zweiten Weltkrieg aus Angst vor einer Zerstörung durch „Bilderstürmer“ versteckt wurde. Mit einer Spende des Heimatvereines konnten von der Restauratorin Doreen Duras die beiden Tafelfragmente restauriert werden, die einst im Jahre 1896 im Andenken an den Amtsrat Karl von Kaehne und dessen Vater am heutigen Andenkenhaus angebracht worden waren. Aus der Inschrift geht hervor, dass die Gutsbesitzerfamilie sich um die Parkanlage verdient machte, die sie mit einem Großteil ihres Vermögens finanzierte.

Auch Fontane zollte den Kaehnes in seinen „Märkischen Wanderungen“ Respekt: „Ein Beispiel derartigen Aufdienens von der Pike auf wie die Familie Kaehne gibt es sehr selten ... Die Familie Kaehne bezeichnet einen Ausnahmefall.“ Leider traf das auf spätere Generationen der Familie nicht immer zu, wie in einer Ausstellung des Heimatvereines im Waschhaus zu lesen ist. Denn deren Oberhäupter ruinierten den guten Ruf der Kaehnes durch Schießen auf Passanten, wenn diese nur in die Nähe ihres Besitzes kamen. Wie aus einer Gerichtsakte vom 6. September 1943 hervorgeht, brachte es einer dieser Nachfahren auf insgesamt 17 Vorstrafen, was erhebliche Empörung nicht nur unter Anwohnern hervorrief. Sogar Theobald Tiger, alias Kurt Tucholsky, brandmarkte 1922 in einem Vers den schießwütigen Kaehne: „Der schießt aus Notwehr den Fraun in die Beene/ Weil er bedroht wär/ Immer in Notwehr/ Kaehne.“ Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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