zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Musik zur Pirsch

Frankfurter Handwerker bauen Jagd- und Naturhörner

Stand:

Frankfurter Handwerker bauen Jagd- und Naturhörner Von Steffi Prutean Laut und klar hallt das Halali durch die kleine Werkstatt. Christian Dobberstein hat sich eins der goldfarbenen Jagdhörer über die Schulter gehängt und bläst die Töne. Nur mit weißen Handschuhen fasst der junge Handwerker aus Frankfurt (Oder) das blitzende Instrument an. „Jagdhörner sind sehr empfindlich. Das Blech ist manchmal nur wenige Zehntel Millimeter dünn“, erläutert er. Für ihre kostbaren Instrumente erschloss sich die Firma Dobberstein, die zu DDR-Zeiten Instrumente sammelte, restaurierte und reparierte, einen neuen Markt. Nach der Wende wurden die Dobbersteins von Musikern angesprochen, ob sie nicht Jagdinstrumente in hoher Qualität bauen könnten. „Zwar gab es Jagdinstrumente zu kaufen, doch hatten diese nicht die Qualität von Instrumenten, wie sie etwa in einem Orchester gespielt werden“, sagt Christian Dobberstein. Den Frankfurtern gelang es, den Wünschen zu entsprechen: „Die Firma konnte sich anerkannte Positionen auf den Märkten in West-, aber auch zunehmend in Osteuropa sichern“, heißt es von der Handwerkskammer Frankfurt (Oder). Bei den Instrumenten handele es sich um rein handwerkliche Fertigung. Inzwischen verkauft der Handwerksbetrieb seine Instrumente in den deutschsprachigen Raum, nach Polen, in die Niederlande und nach Italien. Die riesigen Entfernungen erschweren die Kundenbetreuung. „90 Prozent unserer Kunden sehen wir gar nicht“, sagt Christian Dobberstein. Das Instrument erreiche sie über einen Paketdienst. „Die Polen sind sehr musisch“, meint er. Dorthin treten jährlich mehr Instrumente den Weg an als in die neuen Bundesländer. Polen habe viel Staatswald und damit auch forstwirtschaftliche Traditionen. „Hornblasen ist wie Leistungssport“, sagt Hartmut Dobberstein. Mit seinem Sohn baut er neben Jagdinstrumenten auch Trompeten, Flügelhörner und fast alle anderen Arten von Blechblasinstrumenten. Mehrere Tausend Euro kann ein solches Instrument schon kosten. „Bei sachgemäßer Pflege hält es aber auch ein Leben lang.“ Die teils nur 0,3 Millimeter „dicken“ Bleche bezieht die Firma aus Ulm. Das benötigte Rohr und auch so manches spezielle Werkzeug, fertigten die beiden Meister selbst. Zu Zeiten der in Deutschland verbotenen Hetzjagd nutzten die Jäger große Jagdhörner, die sie über den Schultern trugen. Die Weidmänner mussten die Hände für die Zügel frei haben. Von etwa Mitte des 19. Jahrhunderts an, als die „Grünröcke“ den Wald zu Fuß durchstreifen, verständigten sie sich mit den kleiner gewordenen Jagdhörnern, erläutert Dobberstein junior. Diese kleine Variante sei in der deutschsprachigen Region derzeit das gebräuchlichste Jagdhorn. Die größeren und filigranen Jagdhörner erleben nach Einschätzung des Fachmannes derzeit eine Renaissance. „Sie sind musikalisch vielseitiger“, sagt der 31-Jährige und stößt erneut in das Horn. Ein Signal erschüttert die Werkstatt. Christian Dobberstein hat den Beruf des Blechblasinstrumentenbauers seit 1989 in der väterlichen Werkstatt gelernt. Vor allem zu Hubertus-Messen im Herbst kommen die Instrumente, die sich in der Anzahl der Töne von den kleineren Waldhörnern unterscheiden, zu Ehren. „Dafür gibt es extra Musikstücke.“ Aber auch so manches Orchesterwerk kann nicht auf ein Jagdhorn verzichten. Weiteres im Internet unter: www.dobberstein-brass.de

Steffi Prutean

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })