KulTOUR: Musikalische Gondelfahrt an der Havel
Venezianische Barockmusik mit dem Ensemble „alla polacca“ zur Eröffnung der „Caputher Musiken“
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Schwielowsee · Caputh - Die schwere barocke Pracht im Saal des Schlosses von Caputh, in dem einst die Kurfürstin Dorothea von Brandenburg, die zweite Frau des Großen Kurfürsten, residierte, gab der Eröffnung der diesjährigen Konzertreihe „Caputher Musiken“ zunächst eine gemessene ernste Festlichkeit. Doch das Deckengemälde, auf dem die Göttin Minerva die Dummheit vertreibt, sowie die vorwiegend dunklen Bilder mit den Wolken, unter denen schon ein klares Blau hervorkommt, lassen den Konzertgast ahnen, dass die „Gondelfahrt durch das barocke Venedig“ eine intelligente musikalische Reise werden könnte.
Die „Caputher Musiken“ widmen sich 2007 ebenfalls dem landesweiten KulturJahresthema „Wasser“, wie Andreas von Zadow, Vorstandsmitglied des Fördervereins, in seiner Begrüßung mitteilte. So wird man in den kommenden Monaten musikalisch an das Mittelmeeer, über den „GroßenTeich“, an den Rhein oder über die Havel geführt, fast immer von renommierten Künstlern begleitet.
Beim ersten Ausflug ging es nach Venedig. „Jetzt erst weiß ich, was das Wasser empfindet, wenn es von dem geruhsamen Schaukeln der Gondeln liebkost wird“, schreibt Joseph Brodsky in seinen Erinnerungen an Venedig. Das Trio „alla polacca“ hat dieses gleichmäßige Dahingleiten von Gondeln mit der Musik wieder gegeben, die venezianische Komponisten des 17. Jahrhunderts schrieben. Vor allem mit der Chaconne, einem Tanz der aus Spanien stammt. Die große Komponistenschar Venedigs hat der Chaconne mit wiegendem Rhythmus immer wieder Gelegenheit gegeben, sich zu verlebendigen, ob Allessandro Piccinini, Giovanni Felice Sances, Giovanni Picchi, Benedetto Ferrari – heutzutage fast vergessene Musiker, deren „Ausgrabung“ sich lohnt. Dafür ist „alla polacca“ zu danken, einem Ensemble polnischer Künstler, die an der Musikhochschule Köln studierten und sich zum gemeinsamen Musizieren fanden: Iwona Lesniowska, die mit einem beweglichen, doch in der Höhe hin und wieder zur Schärfe tendierendem Sopran ausgestattet ist, die prägnant spielenden Instrumentalisten Paulina Kilarska, Cembalo, und Stanislaw Gojny an der Theorbe haben mit großer Bedacht jeden „Gondelschlag“ musikalisch akkurat genommen.
Als Gast brachten die drei den Deutschen Franz Vitzthum mit, der mit seinem unangestrengten, runden und warm klingenden Altus für sich einnahm. Und so wurde das Duett aus Monteverdis „Krönung der Poppea“, das eine Mischung aus Wohlklang und dichtem Ausdrucksreichtum bereithielt, einer der Höhepunkte des Konzerts. Auch Barbara Strozzis temperamentvoll geschriebene Kantaten überzeugten durch die farbige Interpretation Iwona Lesniowskas. Auf dieser abwechslungsreichen Gondelfahrt besang man die verschiedensten Arten der Liebe: sehnsuchtsvolle, traurige, fröhliche. Und schließlich hatte man den Eindruck, dass der pompöse Festsaal im Schloss Caputh durch die wunderbar klingende Musik plötzlich an Leichtigkeit gewann. Die sonst so ernst dreinschauende Minerva auf dem Deckengemälde lächelte.
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