DasWAR“S: Musketiere mit Trockenschnitt
DasWAR“S Warum Peter Könnicke zum Queen-Besuch 8,70 Euro ausgab Am Dienstag war ich beim Friseur. Schließlich kam Mittwoch die Queen.
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DasWAR“S Warum Peter Könnicke zum Queen-Besuch 8,70 Euro ausgab Am Dienstag war ich beim Friseur. Schließlich kam Mittwoch die Queen. Durch irgend etwas fühlte ich mich verpflichtet, entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Vielleicht lag es daran, dass mir Stahnsdorf Bürgermeister erzählt hat, er habe für den großen Tag fünf schwarze Anzüge bereit gelegt. Ich habe nur einen Anzug, weshalb ich 8,70 Euro in einen Trockenhaarschnitt investierte. Ehrlich gesagt habe ich anfangs die Aufregung um den Besuch der englischen Königin nicht verstanden. Als jemand meinte, das alles sei eine Folkloreveranstaltung, war ich geneigt, ihm recht zu geben. Doch ich hielt mich zurück. Aus irgend einem Grund musste ich immer an die vier Musketiere denken und hatte ständig das Bild vor Augen, wie d“Artagnan im letzten Moment der Königin die geretteten Kronjuwelen ins Dekolleté schmeißt. Schon als Kind liebte ich diese Filme. Mit gestutzten Haaren und in Jeans fuhr ich nach Stahnsdorf, um über den Besuch der Queen auf dem Südwestkirchhof zu schreiben. Aus Sicherheitsgründen war ich zwei Stunden zu früh da. Ich hörte den wartenden Leuten zu, die sich erzählten, wie früher zu Staatsbesuchen Fassaden gestrichen und Straßen geteert wurden. Ich erinnerte mich, wie ich einmal am Vorabend des 7. Oktobers zum Nationalfeiertag der DDR zu einem Fackelumzug nach Berlin gefahren bin. Ich war in der 8. Klasse und weiß noch genau, dass Susanne Kaiser aus der 9b auch mitgefahren ist. Susanne war cool. Sie trug ständig Westklamotten, eng abgenähte Jeans und einen langen grünen Parka. Ihr war es total egal, wenn sie beim Rauchen auf dem Schulhof erwischt wurde. Susanne war die erste, die nach der Mopedprüfung eine „S 51 elektronic“ fuhr. Für den Fackelumzug bekamen wir blaue oder rote Windjacken. Ich weiß noch, wie sich Susanne lustig gemacht hat und die ganze Veranstaltung affig fand. Als wir dann am Abend auf der Karl-Marx-Straße marschierten, „FDJ und SED“ riefen und Erich Honecker sich freute, traute ich meinen Augen nicht: Da lief Susanne, mitgerissen, im blauen Blouson und winkte zu den Tribünen hinauf. Die Musketiere waren nicht da. Der Mann, der die Queen über den Stahnsdorfer Kirchhof begleitete, sah trotzdem toll aus in seiner bunten Uniform und mit seinem Säbel. Als die Queen wenige Meter an mir vorbeilief, fiel mir ein, dass ich mit meinem Handy auch fotografieren kann. Ich hab“ sie noch von der Seite erwischt. Dann ist die Königin ins Auto gestiegen und hat die Hand gehoben. Ich hab“ zurückgewunken. Gelernt ist gelernt.
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